ADFC-Magazin Radwelt 1.24

„WEITER SO“ GEHT NICHT MEHR Prolog per“, wie das autofreie Quartier einst angekündigt wurde, wird es nicht mehr. Nun haben leere Kassen das Projekt gestoppt. Von den rückwärtsgerichteten Entscheidun- gen im Berliner Verkehrssenat gar nicht zu reden. Warum steht Deutschland auf der Verkehrswende- Bremse? Zünden Sachargumente bei autoverliebten Deutschen nicht? Sind wirklich Parkplätze und Privilegien das Problem oder geht es um den gewählten Lebensstil, der sich bitte nicht verändern soll? Vielleicht ist es eine Gemengelage oder es fehlt der Pariser Pragmatismus? Bürgermeisterin Anne Hidalgo baut Paris seit zehn Jah- ren radikal um, damit die Stadt tropischen Nächten und Hitzewellen künftig gewachsen ist und lebenswert bleibt. Mehr als zehn Milliarden Euro flossen bislang in eine nachhaltige und umweltfreundliche Neuorganisation der Stadt, die alle Bereiche betrifft: von Abkühlung durch aus- geklügelte Systeme bis zum Verkehr. Das gefällt nicht allen, dennoch wurde Hidalgo wiedergewählt, denn viele haben erkannt: „Weiter so“ ist keine Lösung. Steinerner Zeitzeuge in Denkerpose: Wie wird sich seine Aussicht verändern, wenn Paris fit für eine Zukunft wird, in der es Hitzeperioden und Starkregen abwettern muss? Alexandra Kirsch Chefredakteurin Gießen, Hannover und Darmstadt zeigen, wie schwer sich Deutschland mit Veränderungen tut. Gießen wollte die vier Spuren auf dem Anlagenring für den Autoverkehr ein- schränken: Auf den beiden äußeren Spuren sollten Autos und innen Busse sowie Fahrräder fahren. Geplant war ein Verkehrsversuch für ein Jahr. Erste Umbau schritte erfolg- ten – dann klagte ein Bürger. Der Verwaltungsgerichtshof erklärte, der Versuch sei rechtswidrig, die Stadt habe die Gefahrenlage nicht plausibel dargelegt. Seit November fahren Autos wieder auf allen vier Spuren. Auf der Punkteliste „StVG vs. Verkehrswende“ ver- buchte das veraltete Straßenverkehrsgesetz einen wei- teren Sieg. Am 24. November 2023 folgte der nächste: Einige Bundesländer blockierten im Bundesrat die Re- form des StVG. Nur wenige Tage später zerlegte sich die rot-grüne Koalition im Rat von Hannover, weil die SPD die Pläne des grünen Oberbürgermeisters für eine weitgehend autofreie Innenstadt nicht mehr unterstütz- te. Belit Onay hatte die Wahl mit diesen Plänen gewon- nen. Sie sahen vor, dass die Innenstadt weiter mit dem Auto erreichbar ist, aber in Parkhäusern und nicht mehr am Straßenrand geparkt wird. Dann folgte das Aus für Hessens ersten Superblock in Darmstadt. Im Vorfeld wurde bereits deutlich, so „su- l c y a r e y / m o c o t o h p k c o t s . i . w w w , i e h p a r g o t o h P r a b k c e D / C F D A : s o t o F

Inhalt PROBLEM PARK-PLATZ: Die Frage, wie viel öffentlicher Raum zum Parken genutzt werden darf, wird kontrovers diskutiert. 6 BEWEGEN 6 Parkplätze und öffentlicher Raum Öffentlicher Abstellraum 12 Interview Radtour zu Landwirtschaft und Klimawandel 14 Neuigkeiten 18 Rad+Recht Mal so, mal so? TECHNIK 20 Ausprobiert: Trekkingräder bis 1.000 € Arbeiterklasse 26 Radwelt-Ritzelbande Power-Räder 28 gesehen+gefahren 32 Einblick: GPS-Trends Karten, Komoot und KI 20 HERSTELLER STECKEN IHRE ENERGIE IN ELEKTROFAHRRÄDER. Aber Trekking- räder gehören zu den meistverkauften Rädern überhaupt und sie leisten nach wie vor gute Dienste – im Alltag und in der Freizeit.“ René Filippek, Redakteur und Fahrradexperte REISEN 38 Vincent van Gogh in Brabant Wie gemalt 42 Reisenotizen 48 Touren+Tipps Rundwege in Mecklenburg-Vorpommern 38 DIALOG 3 Prolog 36 Blickwinkel/Marktplatz 50 Rätsel 51 Vorschau/Impressum AUF DEM VAN-GOGH-RADWEG werden Motive und Lebensstationen des Künstlers sichtbar, erlebbar und nachvollziehbar. Große Tourenvielfalt – und dank des top Knotenpunktsystems sind Karten und GPS überflüssig!“ Judith Weibrecht, Radreiseautorin 4 A D F C R A D W E LT

KONTAKT Mo – Do: 9.00 – 17.30 Uhr Fr: 9.00 – 15.30 Uhr Telefon: 030/20 91 49 80 030/20 91 49 855 Fax: E-Mail: kontakt@adfc.de SERVICE Technikfragen techtalk@adfc.de Schöne Radtouren www.adfc-radtourismus.de Kontakt zum lokalen ADFC www.adfc.de/vorort Alles rund ums Rad www.adfc.de SOCIAL MEDIA www.facebook.com/ AllgemeinerDeutscher- Fahrrad-Club @FahrradClub, https://twitter.com/ fahrradclub www.instagram.com/ adfc.de https://mastodon.social/ @ADFC www.youtube.com/ c/ADFCeV/ NEWSLETTER DER NÄCHSTE NEWSLETTER KOMMT IM APRIL Alle ADFC-Mitglieder können unseren Newsletter kostenfrei abonnieren und werden so regelmäßig informiert. Haupt-, Familien- und Haus- haltsmitglieder können hier ihre eigene E-Mail-Adresse für den Newsletter eintragen: www.adfc.de/mailadresse. Interessierte Nicht-Mitglieder nutzen www.adfc.de/newsletter. E-PAPER Archiviert sind die E-Paper der Radwelt im Mitgliederbereich auf www.adfc.de. Wechseln Sie hier zur digitalen Radwelt: www.adfc.de/e-paper. Der Link zum aktuellen E-Paper kommt per E-Mail.

Parken im öffentlichen Raum ÖFFENTLICHER ABSTELLRAUM PARKEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM Das Thema Parken erhitzt die Gemüter: Für die einen gibt zu wenig Pkw-Parkplätze, für den Einzelhandel können sie nicht dicht genug vor der Ladentür sein und für andere nehmen parkende Autos viel zu viel öffentlichen Raum ein. Sie wollen mehr Platz für den Rad- und Fußverkehr, zum Spielen, Flanieren und damit mehr Aufenthaltsqualität. Satte 69,3 Millionen Kraftfahrzeuge waren im Oktober 2023 in Deutschland zugelassen, 49,1 Millionen davon sind Pkw. Die Zahl steigt stetig: Immer mehr und immer größere Autos beanspruchen immer mehr Platz, auch beim Parken – und das tun Pkw im Schnitt 23 Stunden am Tag. Es soll 160 Millionen Stell plätze in Deutschland geben. Das sind mehr als drei Plätze pro Pkw, aber auch die scheinen nicht zu reichen, denn oft wird in zwei- ter Reihe oder auf Geh- und Radwegen geparkt. Wie viel Platz wofür? Ein Parkplatz ist mindestens 12 m² groß, das entspricht etwa einem durchschnittlichen Kinderzimmer hierzulande. In Berlin gibt es zehnmal so viel Fläche für Parkplätze wie für Spielplätze und sechsmal so viel wie für den Radverkehr. Ist der Platz knapp, wächst der Druck: Wie viel Platz fürs Parken wol- len sich Kommunen leisten und wie ließe sich der Platz gerechter nutzen? Parken ist billig Parken ist in Deutschland vergleichsweise billig oder sogar kostenlos: In Berlin zahlen Autofahrende für das Parken am Straßenrand zwischen zwei und vier Euro pro Stunde, in München bis zu 2,50 Euro und in Frankfurt/Oder maximal 0,50 Euro, während in London dafür etwa 8,50 Euro fällig werden und in Ams- terdam bis zu 7,50 Euro. Je näher Parkplätze am Zentrum liegen, desto teurer sind sie in der Regel. Aber das Parken im öffentlichen Raum ist in Deutschland längst nicht überall kostenpflichtig. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert das Ende des kosten- losen Pkw-Parkens im öffentlichen Raum und setzt sich für einen angemessenen Preis ein. „Wir schlagen vor, dass eine Stunde Par- ken mindestens so viel kosten sollte wie ein Einzelfahrschein für den ÖPNV, das wären ca. drei Euro“, sagt Anna-Lena Hahn, Referen- tin für Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH. Sie kritisiert, dass die Kosten für den Nah- und Fernverkehr regelmäßig steigen, Park- gebühren aber oft unverändert niedrig bleiben. o l l . o / m o c o t o h p k c o t s I : s o t o F Weitere Infos und Links zum Thema Parken: www.adfc.de/parken Nicht nur nervig, sondern auch gefährlich: Das Parken auf Radwegen zwingt auch diese Radfahrerin dazu, in den fließenden Verkehr auszuweichen. A D F C R A D W E LT 7

BEWEGEN Die Nachteile des Autos wie Abgase und Flächenverbrauch werden oft als unvermeidlich angesehen. Dabei entlarvt manch ein Vergleich, wie sehr das Auto die Gesellschaft und ihr Denken dominiert. Autofreie Tage öffnen den Blick der Menschen dafür, wie es sein kann, Straßen uneingeschränkt nutzen zu können. Aktuell müssen Verwaltungen zunächst durch aufwändige und teure Machbarkeitsstudien einen hohen Parkdruck nachweisen, bevor Parkplätze kostenpflichtig werden können. Derzeit gibt es keine Min- destgebühren auf öffentlichen, bewirtschafteten Flächen, oft ist sogar ein kostenloses Kurzzeitparken möglich: Brötchentaste und Co. wir- ken aber wie eine Einladung, mit dem Auto bis vor die Tür zu fahren. Parkraumbewirtschaftung Die Höhe der Parkgebühren be- einflusst, wie gefragt Parkplätze sind. Das kann als Mittel genutzt werden, den Parksuchverkehr zu lenken. Sind Parkplätze in zentra- len, stark frequentierten Lagen im öffentlichen Raum deutlich teurer, wird es attraktiver, nahegelegene Parkhäuser oder Tiefgaragen anzu- steuern – oder direkt aufs Rad oder in Bus und Bahn zu steigen. Die Stadt Wien bewirtschaftet den innerstädtischen Parkraum be- reits seit 1993 und hat den Bereich der Kurzparkzonen immer weiter ausgedehnt: Das Parken ist dort überall kostenpflichtig. Gleichzeitig wurden der ÖPNV ausgebaut, der Parkgaragenbau gefördert und Park-and-ride-Anlagen am Stadtrand eingerichtet. Mit den Einnah- men aus der Parkraumbewirtschaftung wurde unter anderem das 365-Euro-Jahresticket für den ÖPNV finanziert. Durch diese Maßnah- men sank der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Modal Split deutlich. Die Menschen nutzen zunehmend den Umweltverbund. Parkplätze reduzieren In Frankreichs Hauptstadt Paris, die zu Stoßzeiten im Stau erstickt, hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo viele Projekte gestartet, die den Platz für Autos einschränken. So wurden bereits tausende Parkplätze umgewandelt, um mehr Raum für den Rad- und Fußverkehr sowie für Spiel- und Grünflächen zu gewinnen. Erst im Februar stimmten die Bürger:innen für höhere Parkgebühren für SUVs. Um den vielen Menschen zu Fuß besser gerecht zu werden, hat die Stadt Frankfurt/Main die Höchstgeschwindigkeit in Teilen der Innenstadt auf 20 km/h gesenkt und will gleichzeitig die straßen- seitigen Parkplätze in den verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen abschaffen. Durch digitalisierte und vernetzte Parkleitsysteme wer- den Autos zukünftig in citynahe Parkhäuser geleitet; das soll den Parksuchverkehr reduzieren. Auf diesem Weg sind eigentlich auch viele andere Städte. Aber der Gegenwind nimmt zu und mancherorts wird zurückgerudert: Durch Hannovers Innenstadt sollten in Zukunft deutlich weniger Autos fahren, aber dafür fehlt jetzt die Mehrheit im Stadtrat. Auch andernorts streiten Politiker:innen, protestieren Anwohner:innen und klagen Geschäftsleute. Die Debatte ist kontrovers und emotio- nal: Das „Sterben der Innenstädte“ wird oft zitiert. Aber ist es wirk- lich so, dass viel weniger Menschen in den Innenstädten einkaufen, wenn sie nicht mehr direkt vor dem Geschäft parken können? PARKPLATZ VS. PLATZ FÜR KINDER PLATZ FÜR PKW VS. FAHRRAD 1 Parkplatz = 10 Fahrräder BERLIN 10x mehr Fläche für PARKPLÄTZE als für SPIELPLÄTZE BERLIN 6x mehr Fläche für PARK PLÄTZE als für RADVERKEHR PARKEN PARKEN Durchschnittlicher Parkplatz: 12 m² Durchschnittliches Kinderzimmer: 12 m² 8 A D F C R A D W E LT r a b k c e D k r i D / C F D A , l n n a m e d n a H l i e a h c M / C F D A , x a m t 0 0 4 / - R O T C V - / k h s u l / I i . m o c o t o h p k c o t s I : s o t o F SPIELENRADFAHREN

Parken im öffentlichen Raum ADVERTORIAL Gut oder schlecht fürs Geschäft? Das Beispiel der Fried- richstraße in Berlin zeigt, wie viel Streit es um die Sperrung eines we- nige 100 Meter langen Straßenabschnitts geben kann, mit der auch die dortigen Parkmöglichkeiten wegfallen. Wie wichtig sind Parkplät- ze in unmittelbarer Nähe zum Geschäft für den Umsatz? Das Wissen- schaftszentrum Berlin (WZB) verweist auf zahlreiche Studien, die be- legen, dass das Entfernen von Parkplätzen sowie fahrrad- und fußgängerfreundlich umgestaltete Straßen, die zum Verweilen einla- den, sich positiv auf den Umsatz auswirken. Menschen, die mit dem Rad, zu Fuß und per ÖPNV unterwegs sind, werden vom Einzelhandel als Kundschaft oft unterschätzt. Zwar geben sie pro Einkauf weniger aus, kaufen aber häufiger ein und geben so insgesamt mehr Geld aus. Doch davon ist der Einzelhandel nur schwer zu überzeugen. Er wehrt sich teils energisch gegen das Entfernen von Parkplätzen. Auch Teile der Bevölkerung lehnen vielerorts vehement ab, das Par- ken am Straßenrand einzuschränken. Parkraumerhebungen zeigen allerdings, dass es in den Innenstädten keineswegs zu wenig Park- plätze gibt: Selbst zu Stoßzeiten sind in Parkhäusern Plätze frei. Das Problem ist also vielmehr, dass man nicht direkt vor dem Ge- schäft parken kann. Die Vorstellung, nur wenige Meter entfernt ei- nen Parkplatz zu ergattern, lockt viele mit dem Auto bis vor die Tür. Teure Parkplatzsuche Sehr oft klappt das Parken direkt vor der Tür nicht und so drehen die Suchenden ihre Runden. Vor allem in Innenstädten verbringen Autofahrer:innen wertvolle Zeit mit der Park- platzsuche und legen viele sinnlose Kilometer zurück. Die verschwen- dete Zeit, der zusätzlich verbrauchte Kraftstoff und die Abgasbelas- tung durch die Parkplatzsuche kosten die Gesellschaft richtig Geld. Eine Studie geht von rund 40 Mrd. Euro pro Jahr in Deutschland aus. Folglich lohnt es sich selten, einen Parkplatz am Straßenrand zu suchen. Stattdessen zahlt es sich eher aus, direkt über intelligente Parkleitsysteme, in Zukunft hoffentlich mit Echtzeitinformationen zu Parkmöglichkeiten, einen – definitiv freien – Parkplatz im Park- haus oder in der Tiefgarage anzusteuern. Parkplatz wird zur Bühne beim Internatio- nalen Park(ing) Day. Bei hohem Parkdruck wird jede Lücke und oft die Fahrbahn zum Parken genutzt. Nachteile für andere Verkehrsteilnehmer:in- nen werden dabei in Kauf genommen. Infos Gästeinfo Retzer Land Hauptplatz 30 2070 Retz Österreich Telefon: +43 2942 200 10 info@retzer-land.at www.retzer-land.at ZWISCHEN WEINBERGEN UND WINDMÜHLEN Das Retzer Land entdecken Tauchen Sie ein in die sanfthügelige Landschaft des Retzer Landes in Niederösterreich, wo sich Radwege durch maleri- sche Weingärten schlängeln und charmante Kellergassen zu Entdeckungen einladen. In dieser verträumten Region, fernab von Großstadttrubel und Autobahnen, offenbart sich ein Geheimtipp für Radfahrer, Weingenießer und Kulturbegeisterte gleichermaßen. Hunderte von Radkilometern führen durch die idyllische Land- schaft, begleitet von weißen Kellern und zauberhaften Marterln. Die sonnenverwöhnten Weingärten laden dazu ein, die Zeit zu verges- sen und sich ganz dem Genuss prämierter Weine hinzugeben. Ob sportlich ambitioniert oder genussvoll gelassen – hier findet jeder seine perfekte Route. Abseits der Radwege offenbart sich die reiche Geschichte des Retzer Landes. Im „Retzer Erlebniskeller“ werden Jahrhunderte alte Weingeschichten lebendig, erzählt von fachkundigen Kulturvermitt- lern. Das Wahrzeichen, eine majestätische Windmühle auf einem Hügel über Retz, erzählt von vergangenen Zeiten. Kellergassenfüh- rungen in der Maulavern, Öhlbergkellergasse oder ein Besuch von Schrattenthal, der kleinesten Weinstadt Österreichs, gewähren fas- zinierende Einblicke in die Welt des Weins. Ein Ausflug in den Nationalpark Thayatal bei Hardegg entführt Sie über die Grenze zwischen Österreich und der Tschechischen Republik, vorbei an imposanten Burgen und Schlössern. Ein weite- res Highlight bildet der Besuch des „Heiligen Steins“ in Retzbach, der einen beeindruckenden Aus- blick über das gesamte Retzer Land bietet – ein perfekter Ab- schluss Ihrer Reise durch diese zauberhafte Region. Erleben Sie das Retzer Land in all seinen Fa- cetten und lassen Sie sich von seiner Schönheit verzaubern!

BEWEGEN Zugeparkter Gehweg: Menschen mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator können Gehwege so oft nicht mehr nutzen. Nur mal eben schnell Ausladen: Regelwidriges Parken zwingt Radfahrende in den fließenden Verkehr auszuweichen. Parken für Anwohner:innen In vielen Wohngebieten mit hohem Parkdruck haben die dort lebenden Menschen das Recht auf einen Parkausweis. Damit können Anwohner:innen ihr Auto für sehr wenig Geld im öffentlichen Raum abstellen. Bis Mitte 2020 galt eine bundeseinheitliche Obergrenze von 30,70 Euro pro Jahr – das sind gerade mal 8,4 Cent pro Tag. In Amsterdam zahlen Anwohner:innen bis zu 630 Euro, in Stockholm seit Februar 2024 sogar bis zu 1.700 Euro jährlich. Obwohl Bundestag und Bundesrat bereits vor dreieinhalb Jah- ren die niedrige Obergrenze kippten, verbieten einige Bundesländer ihren Kommunen, höhere Gebühren zu erheben. In Bundesländern, in denen die Städte handeln können, haben bereits 30 die Gebühren erhöht und weitere eine Erhöhung angekündigt. In den meisten Städten hat sich aber nichts geändert oder die Erhöhung ist längst nicht so hoch, wie die DUH fordert: Parkausweise für Anwohner:in- nen sollten mindestens 360 Euro pro Jahr – für größere Autos auch mehr – kosten, denn die bisherigen Gebühren decken weder Ver- waltungs-, noch Betriebskosten wie Reinigung und Winterdienst. Parkplätze werden also von der Allgemeinheit bezuschusst. Sicherheitsrisiko Parken Man könnte meinen, dass par- kende Autos kein Sicherheitsrisiko sind. Ein Blick auf die Zahlen der Unfallforschung der Versicherer zeigt aber, dass fast 20 Prozent der Unfälle innerorts, bei denen Menschen zu Fuß oder auf dem Rad verletzt oder getötet werden, direkt oder indirekt mit dem Parken zusammenhängen. Beim indirekten Einfluss spielt sowohl regelwidriges als auch regelkonformes Parken eine Rolle. Beim regelkonformen Parken verunglücken Menschen, weil sie plötzlich zwischen parkenden Fahrzeugen auftauchen und die Fahrbahn be- 10 A D F C R A D W E LT treten; vor allem Kinder sind hier gefährdet. Regelwidriges Parken an Knotenpunkten oder Zufahrten ist gefährlich, weil dadurch die Sicht versperrt wird. Unerlaubtes Parken auf Geh- und Radwegen zwingt Menschen zu Fuß und auf dem Rad dazu, auf die Fahrbahn auszuweichen. Unfälle, die direkt mit dem Parken zusammenhän- gen, passieren vorwiegend beim Ein- und Ausparken. Besonders gefährlich für Radfahrende ist das „Dooring“: Plötzlich öffnet sich direkt vor einem eine Autotür. Ahndung von Falschparken Sehr gefährlich ist das regelwidrige Parken auf Geh- und Radwegen: Radfahrende müssen in den fließenden Verkehr ausweichen, Menschen mit Rollstuhl, Rol- lator oder Kinderwagen und Kinder auf dem Rad zwingt ein blockierter Gehweg auf die Fahrbahn oder zu Umwegen. Unverständlich, dass Falschparken als „Kavaliersdelikt“ gilt und die Strafe fürs Parken auf Geh- oder Radwegen mit Behinderung von 70 Euro und einem Punkt in Flensburg recht niedrig ist. In der Schweiz kostet es 113 Euro, in den Niederlanden 159 Euro und in Spanien 200 Euro. Zudem wird regelwidriges Parken in vielen Städten selten be- straft. Bei einer Abfrage der DUH bestätigten nur 26 von 104 Städten, dass sie Falschparken auf Gehwegen konsequent ahnden – trotz der davon ausgehenden Gefahr und obwohl das Oberverwaltungs gericht BLOCKIERTER PLATZ Im Durchschnitt steht ein Auto mehr als 23 Stunden pro Tag. ANREIZE SETZEN UND PARKPLATZSUCHVERKEHR REDUZIEREN Wien hat die Zeit für die Parkplatzsuche von 9 auf 3 Minuten reduziert: d urch Parkraumbewirtschaftung, Förderung von Rad- und Fuß- verkehr und 365-Euro-ÖPNV- Jahresticket. i l h c S _ d v a D / k r e c e g r o e g / a k m a y n e h s o K / d l r o w m r a W / 4 7 9 n o s r a y k c n / m o c o t o h p k c o t s I : . l i s o t o F

Parken im öffentlichen Raum Bremen im März 2023 bestätigte, dass die systematische Duldung von illegalem Gehwegparken rechtswidrig ist. Zu wenig Personal macht es oft schwierig, Parkverstöße großflä- chiger zu kontrollieren. Auch hier lohnt ein Blick in die Niederlande, nach Norwegen oder Polen, wo Scan-Fahrzeuge regelwidriges und Parken ohne Parkschein erfassen. „In Deutschland müsste erst ein- mal eine gesetzliche Grundlage für diese Form der Parküberwachung geschaffen werden“, sagt ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn. „Gele- genheit dazu hätte die Änderung des Straßenverkehrsgesetzes ge- boten. Digitale Parkraumkontrolle war darin aber trotz einer Verein- barung im Koalitionsvertrag der Bundesregierung nicht vorgesehen.“ Allerdings ist fraglich, wie wirksam Bußgelder für das Parken auf Geh- und Radwegen überhaupt sind, zumal nur eine geringe Verwaltungsgebühr erhoben werden kann, wenn Fahrzeughalter:in- nen Angaben zu verantwortlichen Fahrer:innen verweigern. Was wirklich abschrecken würde, wäre konsequentes Ab- schleppen bei Behinderung; das ist viel teurer als das zusätzlich fällige Bußgeld. Nachteile werden ausgeblendet Genau wie Falschpar- ken werden auch zu schnelles Fahren, Unfälle, schlechte Luft und Lärm oft als unvermeidliche negative Begleiterscheinungen des Autofahrens gesehen und akzeptiert. Es wird von vielen Menschen als „normal“ empfunden und nicht hinterfragt. Der Verkehrs- und Umweltpsychologe Ian Walker (Swansea University Wales) und sein Team nennen dieses Phänomen „Motonormativity“. Ihre Stu- die zeigt, dass unsere Gewöhnung an das Auto sogar noch weiter- geht: Zum Beispiel wird das Rauchen in einer Menschenmenge von 75 Prozent der befragten Menschen abgelehnt, aber nur 17 Prozent sehen Autoabgase in Menschenmengen kritisch. Laut Walker betrachten viele Menschen das Auto und damit auch die negativen Folgen als nicht veränderbaren Teil ihres Lebens und blenden des- halb das Negative aus. Sein Fazit: Wenn die Menschen sich dessen bewusst würden, wäre das ein erster Schritt zur Veränderung. Verlust als Gewinn Mit den vielen parkenden Autos, die das Bild der meisten Straßen in unseren Städten prägen, verhält es sich ähnlich: Viele Menschen stellen es nicht infrage, dass deshalb kein Platz für einen Fahrradstreifen ist und der Radverkehr stattdessen auf für ihn freigegebene Gehwege gedrängt wird. Viel Platz für parkende Autos, aber keine gute Infrastruktur für den umweltfreundlichen Rad- und Fußverkehr? Immer mehr Menschen wollen das nicht mehr hin- nehmen und fragen: „Wem gehört der öffentliche Raum eigentlich?“ Der weltweite Park(ing) Day im September, bei dem auch der ADFC aktiv ist, zeigt seit 2005 jährlich, dass nicht nur Menschen zu Fuß und auf dem Rad den Platz der parkenden Autos gut gebrau- chen könnten: Aus Parkplätzen werden Sitzecken, Cafés, kleine grüne Oasen oder Spielplätze. Dieser Platz steht für einen Tag wieder Menschen zur Verfügung. Dennoch wird das Umwandeln von Parkplätzen von vielen als großer Verlust empfunden, sodass die daraus resultierenden Vorteile oft übersehen werden: Es wäre Platz für sichere und ausreichend breite Geh- und Radwege, für Orte, an denen sich Menschen begegnen könnten, es gäbe weniger Parksuchverkehr und dadurch auch weniger Lärm und Abgase. Das wäre ein Gewinn für alle! Barbara Lücke

Interview Ich habe den Eindruck, es ist so wie in allen Lebensbereichen: Eini- ge sind abenteuerlustig und bereit, etwas Neues auszuprobieren. Andere sind vorsichtiger – oft auch, weil sie ein geringes Einkom- men haben. Wenn das ganze Einkommen im Boden steckt, ist es sehr riskant, etwas Neues zu versuchen und zu scheitern. Die Land- wirtschaft ist ein harter Job und verzeiht keine Fehler. Hat Sie das überrascht? Überrascht eigentlich nicht. Ich habe mich ja wissenschaftlich in- tensiv mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirt- schaft beschäftigt. Darum habe ich damit gerechnet, dass die meisten Landwirte es immer schwerer haben. Ich frage in meinen Interviews immer danach, ob die Landwirte Bauernweisheiten oder Sprichwörter für mich haben, die wegen des Klimawandels heute nicht mehr zutreffen. Bisher hatten alle ein solches Beispiel! Ich finde das extrem spannend, weil sie so deutlich zeigen, dass der Klimawandel real ist. Wollen Sie diese Eindrücke deshalb in einem Dokumentarfilm veröffentlichen? Ja, genau. Ich möchte zeigen, dass Landwirte überall in Europa durch den Klimawandel vor extrem großen Herausforderungen stehen. Macht Ihnen das Radfahren nach all den Monaten im Sattel eigent- lich immer noch Spaß? Ja, sehr! (lacht) Ich liebe es, dass es beim Radeln keine Grenze zwi- schen mir und meiner Umwelt gibt. Ich spüre die Sonne und den Regen, ich höre Tiergeräusche im Wald und rieche frisch gemähtes Gras. Und ich kann jederzeit anhalten, um mit Menschen ins Ge- spräch zu kommen. Oft reicht schon ein Blick oder ein Lächeln. Interview: Gundula Haage träge. Alle Bäuerinnen und Bauern, mit denen ich gesprochen habe, erzählen, dass sie durch den Klimawandel mehr Arbeit haben. Sie müssen besser vorausplanen. Und meistens müssen sie für glei- che Erträge größeren Aufwand betreiben und mehr Geld hineinste- cken. Der erste Hof, den ich besucht habe, war ein Ziegenkäsepro- duzent in Frankreich. Dort gab es in den letzten Jahren immer wieder starke Dürren, darum ist die Vegetation nicht mehr so er- tragreich wie früher. Wer seine Ziegen im Sommer draußen grasen lassen will, muss viel weiter gehen als früher, damit die Ziegen ge- nug Nahrung finden. Das bedeutet wiederum höhere Kosten für die gleiche Menge an Käse. Sind Dürreperioden die größte Herausforderung für die Landwirte? Fast alle haben über die sehr heißen Sommer und zu wenig Regen geklagt. Eine Ausnahme waren Höfe in den Bergen. Auf dem Bal- kan gab es wegen der Höhenlage keine Probleme mit dem Was- ser. Aber dort hat mir ein Bauer erzählt, dass die Winter in den letzten Jahren sehr mild waren. Ohne Frost sterben bestimmte Pflanzenschädlinge und Insekten nicht und breiten sich stärker aus. Und das führt wiederum dazu, dass mehr Geld für Pestizide ausgegeben werden muss. Also auch wieder: Mehr Arbeit und hö- here Kosten. Machen sich die Landwirtinnen und Landwirte große Sorgen, was die Zukunft an klimatischen Veränderungen mit sich bringt? Das ist unterschiedlich. Manche versuchen, ihre bisherige Produk- tionsweise beizubehalten und reagieren auf die Schwierigkeiten zum Beispiel mit mehr Pestiziden. Andere verändern den Anbau. Auf einem Weingut, das ich in Italien besucht habe, wurden die Re- ben von einem Südhang auf den Nordhang verlegt, weil es dort küh- ler und feuchter ist. Außerdem haben sie dort angefangen, andere Traubensorten anzubauen und experimentieren mit Olivenbäumen, also einem ganz anderen Produkt. In Bulgarien habe ich noch einen Weinbauern kennengelernt. Er baut jetzt neben Wein auch Pista- zien und Lavendel an, weil diese Pflanzen besser mit den hohen Temperaturen klarkommen. Besuch auf einer Schaffarm nahe Arad, Rumänien. Landwirt in Kardzhali, Bulgarien. Das komplette Interview mit Ulysse Gaudaré: www.adfc.de/radwelt A D F C R A D W E LT 13

BEWEGEN | Neuigkeiten Brandenburg stärkt den Umweltverbund MOBILITÄTSGESETZ FÜR BRANDENBURG BESCHLOSSEN Am 25. Januar wurde das erste Mobilitätsgesetz des Landes Brandenburg verabschiedet. Gemeinsam hatten das Bündnis Verkehrswende Brandenburg, das Verkehrsministerium und die Regierungsfrak- tionen seit Ende 2021 daran gearbeitet. Am Ende stand der Kompromiss, der den Umwelt- verbund im Land stärken und ihm Vorrang vor dem Autoverkehr einräumen soll. „Mit dem Mobilitätsgesetz erhält Brandenburg nach Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen end- lich eine gesetzliche Grundlage für den Rad- und Fußverkehr. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Verkehrsmittel und die zentrale Voraussetzung dafür, dass der Umstieg aufs Rad attraktiver gemacht wird“, sagt Christian Wessel, stellvertreten- der Vorsitzender des ADFC Brandenburg. Mit dem Mobilitätsgesetz verschreibt sich Brandenburg dem Ziel einer umwelt-, sozial- und klimaverträglichen Mobilität, die zugleich sicher, barriere- sowie diskriminierungsfrei sein soll. Gesetzlich festgeschrieben wurde auch, dass Radfahren landesweit so attraktiv werden soll, dass sich mehr Menschen im Alltag für das Rad entscheiden. Die Anzahl der Wege, die mit dem Rad zurückgelegt werden, soll sich verdoppeln. Dafür soll mit dem „Radnetz Brandenburg“ ein landesweites, flächendeckendes Radverkehrsnetz mit durch- gehenden, sicheren, attraktiven und komfortablen Radverkehrsverbindungen mit wenigen Umwegen entstehen. Der ADFC Brandenburg hat dazu kürzlich seinen Vorschlag veröf- brandenburg.adfc.de/radnetz-brandenburg und www.adfc.de/aktuelles fentlicht. ADFC hat neue politische Geschäftsführerin ADFC HAT WIEDER WEIBLICHE DOPPELSPITZE Mitte Februar über- nahm Dr. Caroline Lodemann als Bundesgeschäftsführerin die Berei- che Politik, Kommunikation und Verband im ADFC. Sie teilt sich die Bundesgeschäftsführung mit Maren Mattner, die für Tourismus und Dienstleistungen sowie den kaufmännischen Bereich verantwortlich ist. Der ADFC hat damit wieder eine weibliche Doppelspitze. Lodemann will die Präsenz des ADFC weiter steigern und noch breitere Unterstüt- zung für das Fahrradland Deutschland gewinnen. Sie sagt: „Mich moti- viert das ganzheitlich Gute am Fahrrad, denn das Fahrradfahren fördert ja nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden derer, die es selbst praktizie- ren. Es ist auch gut für jene, die selbst nicht Rad fahren können oder wollen: Radfahren hilft beim Klimaschutz, reduziert Lärm und Abgase und macht unsere Orte lebenswerter.“ Auch wenn das Radfahren ein Gewinn für alle ist, ist es kein Selbstläufer. Lodemann: „Radwege müs- sen flächendeckend sicher sein, damit es überall selbstverständlich werden kann, mit dem Rad zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen und zum Sport zu fahren. Dazu möchte ich beitragen – und möglichst viele Menschen für das Rad und die Ziele des ADFC gewinnen.“ 14 A D F C R A D W E LT Die 43-jährige Caroline Lodemann ist Literaturwissenschaft- lerin, ausgebildete Mediatorin und Trainerin und war neben Stationen in Bildungs- und Forschungsorganisationen langjährige Leiterin des Präsidialstabs und der Kommunikation der Leibniz- Gemeinschaft. Lodemann ist leidenschaftliche Sportlerin und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Mehr zu Caroline Lodemann auf www.adfc.de/aktuelles. r e g r u B . , S / r u o T - t u M W V D / d a R r h a F n o i t k A , r e r e t t u H s u n u Y / f i t k e o k l , r u t n e g a l i r p a / C F D A , r a b k c e D k r i D / C F D A , i l . g u r k / m o c o t o h p k c o t s I : s o t o F

Neuigkeiten TERMINE Im Frühjahr lohnt sich für Fahrradbegeisterte ein Besuch in der Haupt- stadt: Vom 22. bis 24. März 2024 dreht sich bei der Fahrradmesse Kolek- tif im Motorwerk Berlin alles um Zweiräder und den Lifestyle drumherum. Am 13. und 14. April 2024 präsentiert die Velo Berlin aktuelle Fahrradmo- delle und diverses Zubehör rund um urbane Mobilität. www.kolektif-berlin.com und veloberlin.com Bei den bundesweiten Kidi- cal Mass-Aktionstagen vom 20. April bis 5. Mai 2024 set- zen sich Kinder und ihre Fa- milien in vielen Städten mit Aktionen wie Fahrraddemos, Schulstraßen und Fahrradbussen für bessere Bedingungen zum Radfahren ein. kinderaufsrad.org Die Deutsche Verkehrswacht und die Initiative „Aktion- FahrRad“ suchen 2024 wie- der „Deutschlands fahrrad- freundlichste Schule“. Alle weiterführenden Schulen können sich bis zum 31. Mai 2024 bewerben, wenn sie einen Schwerpunkt auf Mobilitätserziehung mit dem Rad legen und www.aktionfahrrad.de den Radverkehr fördern. Bei der großen Sternfahrt des ADFC Berlin am 2. Juni 2024 demonstrieren zehn- tausende Radfahrende auf den Straßen der Haupt- stadt unter dem Banner der RADvolution für bessere Radverkehrsbedingungen berlin.adfc.de/sternfahrt in Berlin und Umgebung. Ab dem 1. Juni 2024 fahren und wandern zwölf Teams bei der 12. Mut-Tour durch ganz Deutschland und wollen ein Zeichen für mehr Offenheit im Um- gang mit psychischen Erkrankungen setzen. Die Mut-Tour richtet sich an Menschen mit und ohne Depressionserfahrungen. Wer mitfahren möchte, kann sich hier informieren: www.mut-tour.de WWW.ADFC.DE/AKTUELLES A D F C R A D W E LT 15 Rotstift beim Radverkehr ADFC KRITISIERT KÜRZUNGEN BEIM RADVERKEHR Die Bundesregierung hat im Haushalt 2024 massiv beim Radverkehr gekürzt. Der ADFC kritisiert die Kürzungen scharf: „Es klingt wie ein schlechter Scherz: Statt beim klimabelasten- den Autoverkehr oder bei Regionalflughäfen zu sparen, hat die Bundesregierung 2024 ausgerechnet beim Radverkehr den Rotstift angesetzt“, sagt der ADFC-Bun- desvorsitzende Frank Masurat. Konkret wurden die Mittel für den Radverkehr im Verkehrsministerium von rund 560 Millionen im Jahr 2023 auf rund 350 Millionen im Jahr 2024 zusammengestrichen. Von den Kürzungen sind auch das Förder- programm „Fahrradparken an Bahnhöfen“ und das Sonderprogramm „Stadt und Land“ betroffen. Für das Fahrradparken wurden die Mittel gegenüber der ur- sprünglichen Planung um die Hälfte gekürzt. Auch für das Sonderprogramm ste- hen rund 45 Millionen Euro weniger im Haushalt bereit, um den ohnehin nur schleppend vorankommenden Ausbau der Radwege in Kommunen zu unterstüt- zen. „Das wird den Frust und die Gefahren für Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland weiter verschärfen und ist ein zusätzlicher Rückschlag für den kli- mafreundlichen Verkehr der Zukunft“, so Masurat. Die Bundesregierung entfernt sich mit den jüngsten Sparplänen immer weiter von der Fahrrad-Milliarde, die für das Umsetzen des Nationalen Radverkehrsplans und zum Erreichen der Klima- ziele vor Ort so dringend benötigt wird. www.adfc.de/aktuelles Pforzheimer Fahrradaktivist bei Unfall gestorben BUNDESWEITE TRAUER UND MAHNWACHEN Der ADFC trauert um sein Mit- glied Andreas Mandalka. Der überregional bekannte Fahrradaktivist starb Ende Januar bei einem Verkehrsunfall mit einem Pkw. Andreas Mandalka war vielen Fahrrad-Aktivist:innen unter dem Pseudonym Natenom bekannt. Unter diesem be- trieb er einen Blog und veröffentlichte Videos von gefährlichen Überholmanövern, denen er als Radfahrer ausgesetzt war. Darüber hinaus setzte sich der 43-Jährige mit viel Energie und Enthusiasmus für die Förderung und die Sicherheit des Rad- verkehrs ein. Unter anderem engagierte er sich für das Projekt Open Bike Sensor, mit dem Überholabstände von Autos zu Radfahrenden gemessen werden. Der Tod von Mandalka hat bundesweit zu großer Anteilnahme geführt. In vielen Orten gab es Mahnwachen und Schweigemi- nuten. Auch der ADFC spricht seiner Familie, Freun- dinnen, Freunden und Mitstreiter:innen seine tief empfundene Anteilnahme aus. Dass die bundesweite Aufmerksamkeit über den Tod des Fahrradaktivisten polarisiert, wurde deutlich, als die an der Unfallstelle errichtete Gedenkstätte ver- wüstet wurde. Es wird gegen Unbekannt ermittelt.

Eine Erfolgsgeschichte Eine Erfolgsgeschichte für die Fahrradmobilität für die Fahrradmobilität 40 JAHRE ADFC NRW Der ADFC-Landesverband Nordrhein-Westfalen setzt sich seit 40 Jahren für die Belange der Radfahrerinnen und Radfahrer ein. Was am 24. März 1984 als Initiative einer kleinen Gruppe Engagierter in Köln begann, ist inzwischen der mitglieder- stärkste ADFC-Landesverband. Mit fast 60.000 Mitgliedern, 37 Kreisverbänden und rund 100 Ortsgruppen ist der ADFC in NRW flächendeckend vertreten. Vor Ort setzen sich die Ehrenamtlichen für eine sichere und attraktive Radverkehrsinfrastruktur ein, machen ge- meinsame Radtouren, bieten Serviceleistungen rund ums Rad und haben maßgeblich zum ersten Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz in einem Flächenland beigetragen. Mit dem ersten „Frauen-Netzwerk“ im Verband fördert der ADFC NRW seit 2020 den Austausch unter den inzwischen mehr als 100 Teilnehmerinnen. Er will so gezielt weibliche Perspektiven bei der Verbandsarbeit berücksichtigen und Frauen zur Mitarbeit in Vorstän- den ermutigen. Schon seit 2021 führt nach Satzungsbeschluss eine gleichberechtigte Dop- pelspitze die laufenden Geschäfte des Landesverbands, die mit mindestens einer Frau be- setzt sein muss. Im aktuellen neunköpfigen Landesvorstand engagieren sich fünf Frauen. Am 13. April feiert der Landesverband im Anschluss an die Landesversammlung das Jubiläum mit ADFC-Aktiven, Gästen aus Politik, Verbänden, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Gemeinsam gefeiert wird in Köln, dem Gründungsort vor 40 Jahren. nrw.adfc.de ADFC BUSINESS CLUB Diese Firmen setzen sich auch politisch für das Fahrrad ein und unterstützen den ADFC als Mitglieder des ADFC Business Clubs: Abel Sensors • Abus • Active Commu- ting • Bergamont • Bike&Co • BIK TEC • Busch & Müller • Cannondale • Continental • Croozer GmbH • Delius Klasing • Die Landpartie • ENRA • Ergotec • fahrrad.de • Falco GmbH • Gronard GmbH • Hebie • JobRad • Kalkhoff • Kienzler Stadtmobiliar GmbH • Magura • Mobycon • ORION Bausysteme • Ortlieb • Paul Lange & Co. • Projekt W • Puky • Rasti GmbH • Riese & Müller • Rixen & Kaul • Schindelhauer Bikes • Schwalbe • SKS Germany • SRAM Cycling Fund • Johannes Teeken GmbH • Thun • Trelock • USED • Velo Konzept • velotech.de • Winora Group • WSM Walter Solbach GmbH / d r a w y a H w e h t a M m o c o t o h p k c o t s I , . e d . r e b e g t i e b r a - r e h c i l d n u e r f d a r r h a f . w w w t o h s n e e r c S , d a r r h a F t f n u k u Z / l l a t e M G I / G V E / S p A / C F D A , Mehr Termine für Mitglieder und Aktive ADFC-AKADEMIE Für das erste Halbjahr 2024 sind in der ADFC-Aka- demie viele neue Veranstaltungen angekündigt. Mit seiner Akademie will der ADFC das Ehrenamt stärken und die Arbeit vor Ort vereinfachen. Daher gibt es Workshops zu Social Media, digitalen Angeboten, zur Mit- gliedergewinnung oder zur Lobbyarbeit. Am 13. März geht es zum Bei- spiel um die ADFC-Kampagne RADvolution, am 25. April um wirksame Mittel gegen Falschparken und am 30. April darum, den ADFC vor Ort vielfältig zu machen und junge Menschen zu gewinnen. Alle Termine in der Übersicht: www.adfc.de/akademie. i g r u b e r F C F D A , l i n e D f l a R / W R N C F D A : s o t o F 16 A D F C R A D W E LT

Verkehrswende braucht Zeitenwende GEMEINSAMES POSITIONSPAPIER VORGESTELLT Im Januar 2023 hatte die Bundesregierung zu ihrem ersten Mobilitätsgipfel eingeladen, allerdings nur die Autoindustrie. Damals kritisierten zahlreiche Verbände und Organisationen, dass die Verkehrswende längst nicht im Kanzleramt angekommen sei. Leider deutete sich auch ein Jahr später keine Zeiten- wende in der Verkehrspolitik der Bundesregierung an. Deshalb legten ADFC, Allianz pro Schiene, IG Metall, Eisenbahn- und Verkehrsgewerk- schaft (EVG) sowie Zukunft Fahrrad ein gemeinsames Positionspapier vor. Sie fordern eine flächendeckende Mobilitätsgarantie für alle Bürgerin- nen und Bürger, denn Mobilität sei ein Grundbedürfnis aller Menschen. „Mobilität und Verkehr stehen in Deutschland und Europa vor großen Ver- änderungen. Die anstehende Verkehrswende ist eine Gestaltungsaufga- be, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren gleichermaßen fordern wird“, heißt es im gemeinsamen Positionspapier. Außerdem seien bessere Angebote im Umweltverbund erforderlich wie: „Ein durchgängiges Radwegenetz sowie sichere Radabstellanlagen, ein unkompliziertes Ticketsystem für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr, deutlich erhöhte Regionalisierungsmittel und erheblich mehr Personal im öffentlichen Verkehr.“ Bei der Radinfrastruktur sieht das Bündnis großen Nachholbedarf. Der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat sagte: „Um das im Na- tionalen Rad verkehrsplan vereinbarte Ziel von doppelt so viel Fahrrad- verkehr und gleichzeitig mehr Sicherheit für Radfahrende zu erreichen, muss die Bundesregierung das Straßenverkehrsgesetz fahrradfreund- lich reformieren.“ Masurat betonte, dass das aktuelle Gesetz die Kom- munen beim Bau von sicheren und attraktiven Radwegen ausbremse. Es gab einen Gesetzesvorschlag vom Bundesverkehrsministerium für die geplanten Novellen des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) und der Stra- ßenverkehrs-Ordnung (StVO). Der Entwurf zum StVG wurde vom Bun- destag beschlossen, vom Bundesrat aber Ende November abgelehnt. Mehr Infos und das gemeinsame Positionspapier: www.adfc.de/aktuelles Neuigkeiten NEWSTICKER Die Initiative „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ von EU und ADFC will Menschen den Arbeitsweg mit dem Fahrrad erleichtern, indem Unternehmen fahrradfreundlich werden. Die aufgefrischte Internet- seite www.fahrradfreundlicher-arbeitgeber.de zeigt Unterneh- men, wie das funktioniert, welche Schritte notwendig sind und was sie davon haben. Außerdem finden sie das kostenlose Handbuch „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber – leicht gemacht“ und einen On- line-Selbsttest auf der Internetseite. Für besonders schwere Autos werden die Parkgebühren in Paris ab September verdreifacht. Das entschied eine knappe Mehrheit der Pariser:innen in einem Bürgerentscheid Anfang Februar. Eine Stun- de Parken im Zentrum kostet dann 18 Euro statt sechs Euro, in den Außenbezirken zwölf Euro statt vier Euro. Die Gebühren sollen nur für Besucher:innen von außerhalb gelten. Auch in Deutschland wird das Thema viel diskutiert. Beispielsweise sollen in Koblenz bereits ab März höhere Parkgebühren vor allem für größere Autos gelten. A D F C R A D W E LT 17

BEWEGEN | Rad+Recht MAL SO, MAL SO? l a s 5 m g r ö ß e r VORFAHRT AUF ABGESETZTEN RADWEGEN AN STRASSEN- EINMÜNDUNGEN Vorfahrts- regelungen sind für die Verkehrs- sicherheit sehr wichtig. Doch manchmal scheinen sie widersprüchlich und benachteiligen ohne erkennbaren Grund den Radverkehr. Nimmt ein straßenbegleitender Radweg an der Vorfahrt der Hauptstraße teil, sind über Einmündungen hinweg stets Rad- wegefurten zu markieren. Nach der Verwaltungsvorschrift (VwV) zu § 9 StVO gilt das nicht „an erheblich (mehr als ca. 5 m) ab- gesetzten Radwegen sowie dort nicht, wo dem Radverkehr durch Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren) eine Wartepflicht auferlegt wird“. Einem nicht von der Fahrbahn abgesetzten Radweg die Vorfahrt zu nehmen, ist widersprüchlich und uneindeutig, sagt das VG Mün- chen (M 23 K 14.5122). Außerdem gilt: Wer abbiegen will, muss nach § 9 Abs. 3 StVO entgegenkommende Fahrzeuge durchfahren lassen, Fahrräder auch dann, wenn sie auf oder „neben der Fahr- bahn“ in der gleichen Richtung fahren. Deshalb muss neben der Fahrbahn eine Furt mit Vorfahrt angelegt werden. Roland Huhn verfolgt für den ADFC seit Jahren die Rechtsprechung zum Straßenverkehr. Er kommen- tiert und ordnet die Entscheidungen von Gerichten und Änderungen der Vorgaben des Gesetzgebers für den ADFC und seine Mitglieder ein. 18 A D F C R A D W E LT Nach der VwV fährt der Radverkehr nicht mehr neben der Fahr- bahn, wenn ein Radweg erheblich (ca. 5 m) von der Straße abge- setzt ist. Der Nachrang besteht auch dann, wenn sich der Radweg nur im Bereich der Einmündung von der Fahrbahn entfernt – die Entfernung wird von der Verlängerung der Fahrbahnkante bis zum Rand der Querungsstelle gemessen. Können Zweifel aufkommen oder ist der abgesetzte Radweg nicht eindeutig erkennbar, verlangt die VwV, die Vorfahrt durch Verkehrszeichen zu regeln. Bis 2009 musste dann jeweils der Radverkehr durch ein verkleinertes Zei- chen „Vorfahrt gewähren“ wartepflichtig gestellt werden. Seitdem kann die Vorfahrtsregelung auch zulasten des Kfz-Verkehrs gehen, was aber nur selten umgesetzt wird. Die Radwegbenutzungspflicht spielt dabei keine Rolle: Sie hängt nicht davon ab, ob rechts abbie- genden Fahrzeugen die Vorfahrt eingeräumt wird (VGH Mannheim 51 S 2625/01). Ob Radfahrende auf dem Radweg an einer Einmün- dung Vorfahrt bekommen, ist davon abhängig, dass der Radweg an der Einmündung um weniger als fünf Meter abgesetzt ist. Urteile von Verwaltungsgerichten Zu benachteiligen- den Vorfahrtsregelungen sind sehr wenige Gerichtsentscheidun- gen bekannt. Das VG Schleswig verneinte 2010 im Eilverfahren ein Recht auf Überprüfung der Vorfahrt für einen Radweg an einer i l 8 8 r e n g s e d t r a / N M t e b a h p a / m o c o t o h p k c o t s I , r a b k c e D k r i D / C F D A . : s o t o F

Rad+Recht Autobahnzufahrt (VG Schleswig 3 B 39/10). Dieser Beschluss ist rechtskräf- tig, aber mit der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur Anfech- tung von Verkehrszeichen nicht zu vereinbaren. Die Klagebefugnis gegen eine Verkehrsregelung, mit der man bereits kon- frontiert worden ist, setzt nicht voraus, dass man von dem Verkehrszeichen in einer gewissen Regelmäßigkeit oder Nachhaltigkeit betroffen wird (BVerwG 3 C 15/03). Eine negative Vorfahrtbeschilderung ist eine „Beschränkung des fließenden Verkehrs“, die nach § 45 Abs. 9 S. 3 StVO mit einer besonderen ört- lichen Gefahrenlage begründet werden muss und gegen die Betroffene inner- halb eines Jahres klagen können. Aufgrund einer Klage hob das VG Hannover 2012 die Anordnung mehrerer Verkehrszeichen 205 „Vorfahrt gewähren“ für den Radweg einer Bundesstraße an einer Einmündung auf. Der Radverkehr querte an zwei separaten Rechts- abbiegespuren und zwischen ihnen die Fahrbahn einer Landesstraße. An den beiden „freien Rechtsabbiegern“ nahm die Beschilderung Radfahrenden die Vorfahrt, aber nicht an der einmündenden Straße. Diese uneinheitliche Vor- fahrt innerhalb des Kreuzungsbereichs hielt das Gericht für verwirrend. Weil die Vorfahrtsregelung im Kreuzungsbereich der Bundes- und Landesstraße sich als uneinheitlich und widersprüchlich darstellte, wurde sie als rechtswid- rig angesehen, denn das Risiko von Verkehrsunfällen werde nicht reduziert, sondern erheblich erhöht (VG Hannover 7 A 3917/10). Freie Rechtsabbiegespuren vor Gericht Um freie Rechtsabbiege- spuren ging es auch vor dem VG Freiburg. Hier wurde die Führung des Radver- kehrs an einer großen Kreuzung in der Innenstadt wegen mehrerer Fahrrad- unfälle verändert. Der ursprünglich geradeaus über die Kreuzung laufende Radweg wurde um mehrere Meter nach rechts verschwenkt, querte mit einem neuen Schild „Vorfahrt gewähren“ den freien Rechtsabbieger und anschlie- ßend mit einer Ampelanlage die sechs mittleren Fahrspuren der Querstraße. Die Vorfahrtbeschilderung verursachte zusätzliche Wartezeiten. Der Kläger hatte zunächst beantragt, sie aufzuheben und die frühere Verkehrsführung wiederherzustellen, in Verbindung mit einem Stoppschild für Rechtsabbieger. Im Laufe des Rechtsstreits bezog die Stadt die Rechtsabbiegespur in die Si- gnalisierung der Kreuzung ein und entfernte das Zeichen „Vorfahrt gewähren“. Das Gericht wies die Klage ab. Der Kläger habe keinen Anspruch darauf, dass während eines Ausfalls der Lichtsignalanlage der abbiegende Verkehr durch eine Beschilderung gegenüber dem Radweg wartepflichtig werde. Denn ungeachtet der angeordneten Radwegbenutzungspflicht sei der Radweg im Kreuzungsbereich nicht mehr als straßenbegleitend anzusehen. Das habe auch zur Folge, dass rechts abbiegende Fahrzeuge bei einem Ausfall der Lichtsignalanlage Vorfahrt gegenüber den in die Kreuzung einfahrenden Rad- fahrer:innen hätten. Mit einem Abstand von ca. 7 m bis 7,40 m zur Fahrbahn handele es sich im streitigen Bereich um einen von der Straße abgesetzten Radweg. Einen Zusammenhang zwischen Vorfahrtsregelung und Radwegbe- nutzungspflicht gebe es nicht. Die inzwischen entfernten Vorfahrtschilder seien rechtmäßig gewesen, so das VG Freiburg. Es lag eine auf besondere örtliche Verhältnisse zurückgehen- de qualifizierte Gefahrenlage vor, die es erlaubte, den Radverkehr gegenüber dem Rechtsabbiegerverkehr unterzuordnen. Die beklagte Stadt habe nachvoll- ziehbar dargelegt, dass vor der Änderung der Radwegeführung ein besonde- res Gefährdungspotenzial für den Radverkehr bestand, da rechts abbiegende Fahrzeuge trotz Markierungen der Radwegefurten und entsprechender Ge- fahrzeichen häufig geradeaus fahrende Radfahrer und Radfahrerinnen über- sehen hätten. Ein Stoppschild für den Rechtsabbiegeverkehr hielt das Gericht im Vergleich mit der Unterordnung des Radverkehrs nicht für ein milderes Mit- tel (VG Freiburg 4 K 4099/19). Roland Huhn, Referent Recht des ADFC

TECHNIK | Ausprobiert TREKKINGBIKES BIS 1.000 EURO Sie können alles, machen alles, und das vergleichsweise günstig: Trekkingräder verrichten unspektakulär ihren Dienst und stehen daher selten im Rampenlicht. Wir werfen einen Blick auf die besonders beliebte Preisklasse bis 1.000 Euro. ARBEITER KLASSE Trekkingräder gehören aufgrund ihres breiten Einsatzbereichs zu den beliebtesten Fahrrädern überhaupt. Im Jahr 2022 hatten sie einen Anteil von 45 Prozent bei den verkauften Fahrrädern ohne Elektroantrieb. Die meisten Ressourcen der Hersteller fließen derzeit jedoch vor allem in die Weiterentwicklung der Modelle mit Motorunterstützung. Was sich unter anderem da- durch zeigt, dass nur wenige Hersteller ihre unmotorisierten Modelle noch aktiv bewerben oder Testräder zur Verfügung stellen – deshalb stellen wir diesmal nur zwei Räder exemplarisch für die Gattung vor. Ein Rad für alles Eine verbindliche Definition, was genau ein Trekkingrad ist, gibt es nicht. Allgemein versteht man darunter ein Fahrrad, dass sich im Alltagseinsatz wie in der Freizeit bewährt. Die Wege zur Arbeit und zum Einkaufen lassen sich damit ebenso absol- vieren wie Touren und sportliche Ausflüge. Richtige Arbeitstiere also. Kennzeichnend für die Gattung ist die verkehrssichere und alltags- taugliche Ausstattung mit fest installierter Lichtan lage, Klingel, Schutz- blechen und Gepäckträger. Der Begriff „Trekking“ führt ein wenig in die Irre, denn er wurde ursprünglich für mehrtägige Wanderungen abseits der Zivili sation verwendet. Auf Fahrräder übertragen wurde er, als parallel zum MountainbikeBoom eine Gattung entstand, die sowohl im leichten Gelände als auch auf der Straße verwendet werden konnte. Die Geländegängigkeit ist längst in den Hintergrund getreten, meist sind die Modelle für den Einsatz auf befestigten Unter- gründen gemacht und rollen dementsprechend auf Straßen reifen. Solide genug für gelegentliche Abstecher auf Wald und Wiesenwege sind sie dennoch, solange der Untergrund nicht zu weich wird. Die Allrounder sind zudem vergleichsweise günstig zu bekom- men. Schon ab wenigen hundert Euro geht es los. Erfahrungsge- mäß sollten in ein regelmäßig genutztes Trekkingrad aber mindes- tens 600 Euro investiert werden. Bei günstigeren Rädern muss man meist funktionale und qualitative Kompromisse eingehen, die auf Dauer teuer werden können. Für weniger intensive Nutzung können aber auch günstigere Modelle ausreichend sein. k e p p i l i F é n e R / C F D A , u c u d 3 2 1 / m o c o t o h p k c o t s I : . s o t o F 20 A D F C R A D W E LT

Ausprobiert Kettenschaltung: Sie macht das Rad bergtauglich, braucht aber mehr Pflege. Trekkingräder sind die Malocher unter den Fahrrädern. Nabenschaltungen sind wartungsarm, bieten aber zu wenige Berggänge. Scheibenbremsen sind zuverlässig und greifen bei jedem Wetter kräftig zu. ARBEITER KLASSE Unterschiedliche Charaktere Nicht nur bei den Preisen, auch beim Charakter gibt es Unterschiede. So sind einige Modelle mehr auf Stadtverkehr und gemütliche Touren ausgerichtet, andere zeigen sich sportlicher und zählen gerne Kilometer. Aus Angst vor Diebstahl möchten viele Menschen nicht viel mehr als 1.000 Euro investieren. Hinzukommt, dass sie mittlerweile lieber ein Elektrorad kaufen, wenn sie schon Geld in die Hand neh- men. Dementsprechend haben sich Hersteller angepasst und bie- ten bei den Trekkingrädern auch nur wenige Modelle an, die die Eckpreislage deutlich überschreiten. Die Komfort-Fraktion wartet mit einer aufrechteren Sitzposition auf, manchmal unterstützt von einem nach hinten gekröpften Lenker. Die- ser ist häufig an einem verstellbaren Vorbau montiert, um die Lenker- position leichter variieren zu können. Auch das eigentlich veraltete Sys- tem mit im Gabelschaft versenkter Klemmung wird noch verwendet – diese Vorbauten lassen sich unkompliziert verstellen, wiegen aber mehr und der Steuersatz ist nur mit Spezialwerkzeug einzustellen. Federgabeln sind an komfortorientierten Trekkingrädern die Regel. Üblicherweise federn sie mit Stahlfedern, die sich per Vor- spannung auf das Gewicht der Fahrer:innen mehr oder weniger gut einstellen lassen. Die einfach konstruierten Gabeln bringen zumin- dest bei groben Stößen mehr Komfort und Sicherheit, auf kleinere Unebenheiten sprechen sie nicht immer gut an. Zudem erhöhen sie das Gewicht des Fahrrads deutlich. Erst in höheren Preisregionen kommen Gabeln mit Luftfeder zum Einsatz, die Radfahrende ge- nauer einstellen können und die auch spürbar besser federn. Gefederte Sattelstützen können den Komfort ebenfalls erhöhen. Sie haben aber auch Nachteile: Da die Federung unter dem Körper- gewicht bereits etwas nachgibt, ist der Sattel unbelastet höher als üblich – das Aufsteigen kann dann schwerer fallen. Zudem sind viele Modelle anfällig für seitliches Spiel. Der Sattel kann sich leicht verdrehen, was ein schwammiges Gefühl verursacht. Dem Komfort zuliebe nehmen das aber viele Radfahrende in Kauf. A D F C R A D W E LT 21

TECHNIK | Ausprobiert Verstellbare Vorbauten mit Schaft bieten viele Einstellmöglichkeiten, erhöhen aber das Gewicht. Gepäckträger müssen Einkäufe und Tourengepäck schultern. Mit 25 Kilogramm zulässiger Zuladung ist man auf der sicheren Seite. Kilometerfresser Wer es dynamischer mag, greift auf sport- lichere Trekkingräder zurück. Die Sitzposition ist weniger aufrecht als bei den Komfortvarianten, ohne sportlich-gestreckt zu sein. Auf Federungen wird häufig verzichtet, um das Gewicht in Grenzen zu halten. Die Lenker sind meist nur wenig gekröpft, was mehr Kontrolle bringt, auf Dauer aber weniger komfortabel ist. Auf den sportlichen Rädern fühlen sich besonders Menschen wohl, die viel fahren und längere Arbeitswege oder Touren absolvieren. Die Gepäckträger sollten im Idealfall bis zu 25 Kilogramm tra- gen. Damit ist man für Einkäufe und Reisegepäck gut gerüstet. Trekkingräder können auch zuverlässige Begleiter auf Radtouren und -reisen sein. Begrenzt wird diese Fähigkeit durch das zulässi- ge Gesamtgewicht, das meist um 120 oder 130 Kilogramm liegt. Für längere Radreisen braucht man oft mehr Reserven. Dazu sind Rahmen und Gabel nicht auf die Montage zusätzlicher Flaschen- halter oder Gepäckträger vorbereitet. Für längere Reisen greift man daher besser auf Reisespezialisten zurück (in der nächsten Radwelt). Für den Einsatz von Anhängern und Kindersitzen eignen sich Trek- kingräder in aller Regel. Hier sollte man einen Blick in die Bedienungs- anleitung werfen und die Hinweise der Hersteller für die Befestigung von Adaptern und Deichseln sowie die zulässige Achslast beachten.

Ausprobiert heitlichen Äußeren ausgestattet. Cues wird zukünftig die Gruppen Acera, Alivio und Altus ablösen. Noch sind aber nur wenige Räder damit ausgestattet. Bei den Bremsen haben sich auch am Trekkingrad Scheiben- bremsen durchgesetzt. Es gibt günstige und zuverlässige Bremsen, die unter allen Bedingungen ähnlich gut verzögern, ohne die Felgen zu verschleißen, deren Tausch aufwändig und teuer ist. Die Brems- scheiben lassen sich deutlich leichter ersetzen, und auch die Belä- ge halten länger als bei Felgenbremsen. René Filippek Hinter- und Mittelbauständer haben ihre Vor- und Nachteile: Bei viel Beladung am Heck steht der Hinterbauständer aber sicherer. Schaltung und Bremsen Der universelle Anspruch an ein Trekkingrad verlangt eigentlich nach einer Kettenschaltung. Ihr Übersetzungsumfang macht es möglich, sowohl in flachem, hüge- ligem oder sogar bergigem Terrain unterwegs zu sein. Nabenschal- tungen mit sieben oder acht Gängen dagegen bieten für anspruchs- volle Anstiege zu wenige Reserven. Doch nicht jedes Trekkingrad wird genutzt, um Berge zu erklim- men. Dann ist eine Nabenschaltung ausreichend und man kommt in den Genuss von geringerem Wartungsbedarf und Verschleiß. Die Nabenschaltungen haben sich seit Jahren kaum verändert. Shima- nos Nexus- und Alfine-Modelle sind in dem Bereich allein auf weiter Flur, nachdem Sram die Produktion von Getriebeschaltungen ein- gestellt hat. Andere Anbieter spielen in der Breite noch keine Rolle. Auch bei Kettenschaltungen hat sich nicht viel Grundlegendes getan. Im Bereich unter tausend Euro finden sich vor allem 21- oder 24-Gang-Schaltungen, die problemlos funktionieren und sich in ers- ter Linie beim Gewicht und in Details unterscheiden. Manche Mo- delle haben zum Beispiel fest an der Kurbel befestigte Kettenblät- ter. Ist davon eines verschlissen, muss gleich die ganze Kurbel getauscht werden. Die sind zwar nicht teuer, der Nachhaltigkeit dient das aber nicht. Man kann bei Gelegenheit auf ein höherwerti- ges Modell mit austauschbaren Blättern wechseln. Shimano hat die unterschiedlichen Trekkingradgruppen im unteren und mittle- ren Preisbereich zur neuen Komponentengruppe Cues zusammen- gefasst. Sie deckt unterschiedliche Qualitätsstufen ab, die Teile sind aber untereinander beliebig kombinierbar und mit einem ein- k e p p i l i F é n e R / C F D A : s o t o F

TECHNIK | Ausprobiert FAZIT Sportlicher Einschlag, überzeugende Fahreigenschaften und Komponenten: Das Falter U 6.0 hat viele Stärken, vor allem auf ebenem Untergrund ohne anspruchsvolle Anstiege. FALTER U 6.0 Als Stadtflitzer bezeichnet Falter das Modell U 6.0 und liegt damit richtig. Die mit minimalem Profil ausgestatteten Reifen prädestinieren das Rad für festen Untergrund. Die Sitzposition ist moderat sportlich, der gerade Lenker vermittelt viel Kontrolle. So lassen sich auch längere Strecken zügig zurücklegen. Dank der Flügelgriffe nehmen die Hände eine angenehme Haltung ein. Die Schraubsicherung sorgt dafür, dass die Griffe auch in der gewünsch- ten Position bleiben. Der fest gepolsterte Sattel ist ebenfalls komfortabel, besonders, wenn die Ausfahrt mal län- ger dauert. Das ist wichtig, da sich das Rad ohne Federung und mit steifem Rahmen ansonsten eher unnachgiebig zeigt. Für unebene Strecken ist es nicht gemacht. Der System-Gepäckträger hat ein integriertes Rücklicht und verträgt mit 27 Kilo- gramm erfreulich viel Gepäck. Taschen, Körbe und weiteres Zubehör des Herstel- lers Atran können einfach eingeklickt werden. Geschaltet wird mit einer Shimano Achtgang-Nabe. Deren Zuverlässigkeit und Wartungsarmut sind sehr attraktiv, für ausgiebige Bergfahrten fehlt aber die Übersetzungsbandbreite. Die Bremsen sind kräftig und zuverlässig, der Schein- werfer bietet genug Leistung für den Stadtverkehr. RAHMEN/GRÖSSEN Aluminium, Diamant: 50, 55, 60 cm, Trapez 45, 50, 55 cm GABEL Aluminium ANTRIEB Achtgang-Nabenschaltung Shimano Nexus BREMSEN hydr. Scheibenbremse Shimano MT200 BELEUCHTUNG Scheinwerfer Herrmans MR4 mit Standlicht, Rücklicht Herrmans H-Cargo Matrix mit Standlicht LAUFRÄDER 28 Zoll, Reifen Schwalbe Marathon Supreme Reflex, 42 Millimeter Breite, Felge Aluminium GEPÄCKTRÄGER Atran Velo Tour Pro, bis 27 kg SCHUTZBLECHE SKS GEWICHT/ ZUL. GESAMTGEW. 15,7 kg/130 kg PREIS 989,99 Euro www.falter-bikes.de RAHMEN/GRÖSSEN Aluminium/Diamant 48, 52, 56, 60 cm, Trapez 44, 48, 52, 56 cm GABEL Federgabel Zoom 187D AMS ANTRIEB 24-Gang Kettenschaltung Shimano Acera BREMSEN hydr. Scheibenbremsen Shimano MT200 BELEUCHTUNG Scheinwerfer Axa Compactline mit Standlicht, Rücklicht Axa Blueline Steady mit Standlicht LAUFRÄDER 28 Zoll, Reifen Continental Contact, 42 Millimeter Breite, Felge Greens SCHUTZBLECHE SKS GEPÄCKTRÄGER Standwell, bis 25 Kilogramm GEWICHT/ ZUL. GESAMTGEW. 17 kg/130 kg PREIS 729 Euro greens-bikes.de 24 A D F C R A D W E LT FAZIT Klassisches, komfortables und funktional ausgestattetes Trekking- rad. Gut geeignet für den Alltagseinsatz und für Genusstouren im Flach- oder Bergland. GREENS KENSINGTON Britisches Understatement strahlt das Kensington aus, kann aber durchaus mit inneren Werten überzeugen, die der Preisklasse angemessen sind. Entspannt und aufrecht nimmt man Platz, mit dem in Höhe und Neigung ver- stellbaren Vorbau lässt sich die Sitzposition leicht anpassen. Die 24-Gang-Kettenschaltung bietet genug Über- setzungsbandbreite, um auch längere Anstiege zu bewältigen. Die guten Bremsen verzögern zuverlässig, auch mit viel Beladung – der Gepäckträger verträgt bis zu 25 Kilogramm. Nicht selbstverständlich sind die Schraub- griffe, die sicher ihre Position halten. Schöner noch wären ergonomische Flügelgrif- fe, um auch bei längeren Touren noch bequem den Lenker halten zu können. Die Federgabel funktioniert gut und bietet Komfort, die Federvorspannung ist aber schwergängig und man muss sehr lange drehen, bis sich die Federhärte spürbar ändert. Die Kettenblätter sind fest mit der Kurbel verbunden, ist eins ver- schlissen, muss die gesamte Garnitur getauscht werden. Das Fahrverhalten ist komfortabel und vermittelt viel Sicherheit, die aufrechte Sitzposition bietet zudem einen guten Überblick. Ideal für den Stadtverkehr und für gemütliche Touren, weniger für sportliche Ausflüge mit vielen Kilometern.

Ritzelbande POWER- POWER- POWER- POWER- RÄDER RÄDER RÄDER RÄDER FAHRRÄDER MIT ELEKTROMOTOR Dein Fahrrad fährt allein durch Muskelkraft. Es gibt aber auch Fahrräder mit eingebauter Power. Wir zeigen dir, wie Elektrofahrräder funktionieren. Deine Ritzelbande e r e d n A , e m a N / e m a N / m o c o t o h p k c o t s I : . s o t o F y . a d h c s a e h b g f t r r s i s e s t, u h z li c s u u , k k r, A d n n u e p l a r o s e i n D i s ä n i s a f o t r k a F E i n E l e t w i e e i n k l a u d a r r h a r z e b t a a h o t M o n e S m e i s t e s Elektrofahrräder sind Fahrräder mit eingebauter Zusatzpower. Damit wirst du zwar nicht gleich ein:e Superheld:in, aber mit dem Extra-Schub sind längere oder hügelige Strecken mit dem Rad schneller und mit weni- ger Anstrengung zu schaffen. Da f ü r s i n d E l e kt r o fa h r r äd e r g u t Z U M P E N D E L N Menschen, die außerhalb der Stadt wohnen, dor t aber arbeiten oder einkau fen, brauchen so zum Beispiel kein Auto. Z U M T R A N S P O RT Einige Elektrofahrräder sind für Lastentranspor te gemacht – mit ihnen lassen sich größere Transpor te bewältigen oder kleinere Kinder bequem zum Kindergar ten und zur Schule fahren. E I N S C H R Ä N K U N G E N A U S G L E I C H E N Die Fahrräder mit Zusatzpower können auch älteren und körperlich einge schränkten Menschen helfen, damit ihnen das Radfahren leichter fällt. Im Rad versteckte Sensoren sorgen für die passende Unterstützung und schalten die Zusatzpower bei mehr als 25 Stundenkilometern ab. W i e s c h n e l l i st ei n E l e kt r o fa h r r ad ? Elektrofahrräder kombinieren Muskelkraft mit der Kraft eines Elektromotors. Sie fahren nicht von allein. Sie unterstützen nur, wenn die Fahrerin oder der Fahrer selbst in die Pedale tritt – und zwar bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 25 Stunden kilometern. Sind sie schneller, schaltet sich der Motor ab. Es gibt auch Elektroräder, die bis zu einer Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern beim Treten helfen. Sie gelten rechtlich nicht als Fahrräder, dür fen nicht auf Radwegen fahren und brauchen ein Versicherungskennzeichen. Wer sie fähr t, benötigt einen MofaFührerschein. Wusstest du, dass … … schon mehr als 10 Millionen Elektroräder auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. … ein Elektrorad mit 20 bis 30 Kilogramm deutlich schwerer ist als ein normales Fahrrad mit etwa 15 Kilogramm. … du mindestens 15 Jahre alt sein musst und einen MofaFührerschein brauchst, um ein schnelles Elektrorad bis 45 km/h zu fahren? Für ein Elektrofahrrad bis 25 km/h, das dich nur unterstützt, wenn du auch in die Pedale trittst, gibt es kein Mindestalter. … ein Elektrorad 2022 durchschnittlich 2.800 Euro gekostet hat. … ein ElektroradAkku rund 1.000 Ladevorgänge hält. 26 A D F C R A D W E LT

Die Power für den Motor kommt aus dem Akku. Der Akku ist eine wiedera ufladbare Batterie – er kann über die Steckdose aufgeladen werden. wie hoch die Unterstützungsstufe des Motors gewählt wurde und ob der Weg eher hügelig Je nachdem, wie groß der Akku ist, oder eben ist, hält eine Akku-Ladung etwa 30 bis 100 Kilometer. In bergigen Gegenden ist der Akku schneller leer, in der Ebene hält er länger. Ohne Zusatzpower kann man das Rad zwar auch fahren, aber weil es schwerer als ein Fahrrad ohne Motor ist, braucht man mehr Muskelkraft. l s e e g n a o m e m i / r e n f a r G / k n h s y h c r a T / i f h a K i l . A / m o c o t o h p k c o t s I : s o t o F Der Elektromotor ist entweder oder an der Nabe des Vorder- oder Hinterrads. mittig am oder im Rahmen angebracht Mittelmotoren übertragen die Kraft über die Kette des Elektrorads ans Hinterrad. Front- oder Heckmotoren treiben das helfen so beim Treten. Vorder- oder Hinterrad direkt an und Ritzelbande Auf dem Display am Lenker lässt sich auswählen, wie viel Zusatzpower gebraucht wird. Es zeigt auch an, wie schnell man fährt und wie lange der Akku noch reicht. Manche Elektroräder haben nur eine Leuchtanzeige oder gar kein Display. Manchmal kann man das Smartphone als Display nutzen. Elektrorad als Klimaretter? Elektroräder sind nicht ganz so umwelt- und klimafreundlich wie klassische Fahrräder. Für ihre Herstellung wird mehr Energie benötigt als für Fahrräder ohne Motor. Außerdem enthalten ihre Akkus problematische Stoffe, die die Umwelt belasten und das Klima schädigen. Im Vergleich zum Auto sind diese Auswirkungen aber gering – vor allem, wenn man die Elektroräder lange fährt und die Akkus lange nutzt. Es braucht natürlich mehr als nur Fahrräder mit und ohne Motor, um das Klima zu retten. Aber wenn Menschen ihr Auto öfter stehen lassen oder es sogar abschaffen und stattdessen Elektro- rad fahren, hilft das dem Klima – je mehr das tun, umso besser. A D F C R A D W E LT 27

TECHNIK | gesehen+gefahren Wasserdicht BASIL Viele kennen den niederländischen Hersteller als Anbieter von Fahrradtaschen. Basil hat jedoch noch eini- ges mehr im Angebot – von der Fahrradklingel bis zum Ge- päckträger. Auch Regenkleidung gehört zum Programm. Die Mosse-Kollektion zum Beispiel bietet stylishe, wasser- dichte Regenparkas und -hosen für Radfahrerinnen und Radfahrer, die im Alltag gut aussehen. Details wie verlän- gerte Rücken, Belüftungsöffnungen und reflektierendes Material machen die Kollektion zur praktischen Alltags- und Freizeitbegleitung bei wechselhaftem Wetter. Erhält- lich im Fachhandel. www.basil.com/de Neue Looks NEW LOOXS Der niederländische Hersteller hat viele neue Fahrradtaschen und -körbe im Programm. Darunter auch den Clipper-Korb: Er ist kompatibel mit den Befestigungssys- temen MIK, Racktime, Racktime 2.0 sowie MonkeyLoad und kann auf entsprechenden Gepäckträgern einfach eingeklickt werden. Als Zubehör gibt es das Einkaufs- und das Tier- paket: Letzteres besteht aus einem Korb, Kissen und Riemen für den sicheren und bequemen Transport des Haustiers. Das Einkaufspaket besteht aus einer Bodenplatte und einer wasserdichten Regenhaube zum Abdecken der Einkäufe. Der Korb inklusive Adapter kostet 109,95 Euro, das Einkaufs- paket 22,95 Euro, das Tierpaket 34,95 Euro. Erhältlich im newlooxs.nl/de Fachhandel. 28 A D F C R A D W E LT Ergonomie für Kleine SQLAB Richtig auf dem Fahrrad zu sitzen, ist nicht nur für Erwachsene wichtig. SQlab bietet deshalb ergonomische Komponenten für kleine Radfahrer:innen an. Den Sattel (49,95 Euro) mit der charakteristischen Stufenform gibt es in zwei Breiten: für Kinder bis neun Jahre und für ältere. Drei Designs stehen zur Auswahl. Der nach oben und hinten gekröpfte Lenker (39,95 Euro) soll einen geraden Übergang vom Unterarm zur Hand herstellen. Die Lenkerenden sind verjüngt, damit die Griffe (14,95 Euro) mit geringerem Durchmesser montiert werden kön- nen. Ihre Form soll zusätzlich für sicheren Griff www.sq-lab.com sorgen. r e l l e t s r e H : s o t o F

gesehen+gefahren Schlaues Muli MULI CYCLES Das kompakte Lastenrad mit klappbarem Korb ist besonders praktisch für Menschen, die wenig Platz zum Abstellen haben. Mit eingeklapptem Korb nimmt das Muli nicht mehr Raum ein als ein herkömmliches Rad. Das neue Muli Motor ST Pro mit Riemenantrieb wird unter- stützt von Shimanos Lastenrad-Motor Steps EP6, der per Smartphone-App gesteuert werden kann. Auch ein Diebstahlschutz ist integriert. Das Rad ist ab 6.340 Euro erhältlich. Weiterhin angeboten wird das Muli Muskel ohne Elektroantrieb, das im Preis gesenkt wurde, um den Umstieg aufs Lastenrad attraktiver zu machen. Es ist muli-cycles.de ab 2.890 Euro erhältlich. AUSPROBIERT Spray gegen Nässe DYNAMIC BIKE CARE Mit dem Imprägnierspray Dr. Dry können Textilien was- serdicht werden, ohne dabei ihre Atmungsaktivität zu verlieren, so verspricht es der Hersteller. Kleidungsstücke, aber auch Schuhe und Taschen kön- nen damit behandelt werden. Mit der Sprühflasche wurden ein Paar Schuhe, eine Radhose und eine Softshelljacke großzügig eingesprüht und mussten einen Tag trocknen. Danach waren sie tatsächlich was- serfest: Leichter Regen, Spritzwasser und Schmutz wurden effektiv abgehalten – und das, ohne das Gefühl zu haben, in einer Plastiktüte zu stecken, denn das Material kann noch atmen. Bei starkem Dauerregen kommt die Imprägnierung an ihre Gren- zen. Das liegt daran, dass manche Stellen der Kleidung meist nicht ganz so gut eingesprüht werden wie nötig. Zudem kann über die Reiß- verschlüsse weiterhin Wasser eindringen. Auch dort, wo Reibung ent- steht, zum Beispiel an den Innenseiten der Arme, an den Schultern, wo Rucksackgurte scheuern, oder an der Innenseite von Radhosen, scheint die Schutzwirkung schneller abzunehmen als an anderen Stel- len. Mit jeder Wäsche lässt die Wirkung ebenfalls nach, sodass eine Nachbehandlung nötig wird. Dr. Dry ist damit kein Ersatz für Regenkleidung bei Dauerregen. Aber wenn für bestimmte Einsätze die Kleidung wasserabwei- send sein soll, funktioniert das Spray sehr gut. Auf Radtouren bei unbeständigem Wetter lässt sich der nächste Schauer gut ab- wettern. Das Spray ist auf Wasserbasis hergestellt und biologisch abbaubar. Eine Flasche mit 300 Millilitern kostet 27,99 Euro. Erhältlich im Fachhandel oder auf www.dynamicbikecare.com/de. Simple Kettenreinigung FASI Die Kette von Schmutz zu befreien, ist ein mühsames Geschäft. Einfacher soll es mit der Kettenreinigungsbürste von Fasi sein: Durch ihre Spiralform wirkt sie wie eine Rundum-Bürs- te. Ist sie auf die Kette aufgezogen, kann man durch einfaches Rückwärtsdrehen der Kurbel die Kette leicht von grobem Schmutz befreien – auch in Verbindung mit einem Kettenreiniger. Die Bürste kostet 9,95 Euro und ist bei www.fasi-bike.de erhältlich. A D F C R A D W E LT 29

TECHNIK | gesehen+gefahren Kompakt geölt TUNAP Die Kette sollte gut geschmiert sein, bevor man auf Tour geht. Manchmal ist sie es aber nicht, oder aber Regen und Schmutz waschen unterwegs das Schmiermittel aus. Deshalb gehört Kettenöl in die Werkzeugtasche. Praktisch, wenn man dann auf eine kompakte Flasche zurück- greifen kann, die nur wenig Platz einnimmt. Tunap bietet das Kettenöl Ultimate deshalb neben der Standardflasche mit 100 Millilitern auch in einer 50 Milliliter-Miniflasche an. Sie ist im Fachhandel für 8,95 Euro zu haben. www.tunap.com Jeansjacke gegen Regen SANTINI Die Denim-Jacke ist aus wasserabweisendem Stretch-Fleece-Material hergestellt. Die lockere Passform soll große Bewegungsfreiheit bieten und sich daher bes- tens für die alltäglichen Wege auf dem Fahrrad eignen. Der Preis liegt bei 140 Euro. Die Jacke ist im Fachhandel oder online auf www.santinicycling.com/de erhältlich. . e d . f - d p w w w / M M U B , r e l l e t s r e H : s o t o F Imposantes und Verstecktes per Rad entdecken Auf eigene Faust durch Berlin radeln – und das abseits der touristischen Hotspots. Mit unseren fünf Radrouten wird Berlin zu einem riesigen Freilichtmuseum der Industriekultur. Wir haben für Sie die schönsten Wege, die interessantesten Orte und die spannendsten Geschichten ausgesucht. Flyer und Link zu komoot finden Sie kostenlos auf: www.industriekultur.berlin i k o r e K s a m o h T , i z b ©

gesehen+gefahren TECH-TALK Lux und Lumen Ein Mitglied fragt: Die meisten Beleuchtungshersteller geben die Stärke ihrer Scheinwerfer in Lux an, manche aber auch in Lumen. Warum ist das nicht einheitlich? ADFC-Technikexperte René Filippek antwortet: Wer die Leistungsfähigkeit eines Scheinwerfers mit anderen Mo- dellen vergleichen möchte, braucht handfeste Zahlen. Allerdings müssen Fahrradscheinwerfer Bedingungen er- füllen, die sich mit den bestehenden Maßeinheiten nicht genau beschreiben lassen. Der Lichtkegel soll einen gro- ßen Bereich hell ausleuchten, die Maßeinheit Lumen be- schreibt aber, wie viel Licht eine Lichtquelle produziert, nicht, wie sie verteilt wird. Die Einheit Lux dagegen be- schreibt, wie viel Licht auf einer bestimmten Fläche an- kommt. So könnte ein Scheinwerfer zum Beispiel sehr viel Lumen abstrahlen, wenn davon aber nur ein Bruchteil auf der Fahrbahn vor dem Rad auftrifft, hilft das nicht viel. Eine hohe Lux-Zahl dagegen könnte bedeuten, dass auf einem sehr kleinen Punkt in gewisser Entfernung sehr viel Licht auftrifft, wie bei einem Laserpointer. Auch das bringt Radfahrende nicht weiter, weil ein größerer Teil der Fahrbahn ausgeleuchtet werden muss. Wie leistungsfähig ein Scheinwerfer ist, lässt sich also erst beurteilen, wenn man den Lichtkegel auf der Fahrbahn sieht. Hohe Lux- oder Lumen-Zahlen sind ein Hinweis darauf, dass der Scheinwerfer leistungsfähig ist, eine Garantie ist es nicht. Die Lichtmenge sinnvoll zu streuen und einen großen, hellen und gleichmäßigen Lichtkegel zu erhalten, ist sehr anspruchsvoll – das ist die hohe Kunst, die die Hersteller beherrschen müssen. In konkreten Zahlen lässt sich das nicht ausdrücken. Man- che Hersteller halten die Lumen-Angabe für sinnvoller, andere die Lux-Angabe. Technikfragen? Per Mail an techtalk@adfc.de

TECHNIK | Einblick KARTEN, KOMOOT UND KI AKTUELLE TRENDS DER GPS-NAVIGATION Wer Karten lesen kann, ist auch im Zeitalter von Komoot, KI und Sprachnavigation im Vorteil. Denn inzwischen stehen auch am Monitor detaillierte Karten mit präzisem Wegeverlauf von ausgeschilderten Radrouten, Oberflächen und Hindernissen bereit, mit denen sich dann auch die fertigen Tourenvorschläge überprüfen lassen. Die neue Kartengrundlage – OpenStreetMap – kann man auch selbst mitgestalten. Das Smartphone hat sich als Fahrradnavigator zunehmend etabliert. Dank verbesserter Chips können auch Mobiltele- fone inzwischen Satellitensysteme wie GPS, Glonass und Galileo gleichzeitig auswerten und die eigene Position weltweit auf wenige Meter genau anzeigen. Auch einen Tourenverlauf können sie ausreichend präzise aufzeichnen. Dagegen sind bekannte Her- steller von GPS-Geräten wie Falk, Ciclosport, Teasi und Satmap mittlerweile vom Markt verschwunden. GPS-Geräte kaum noch ohne App Verbleibende Geräte- hersteller wie Garmin, Wahoo und Sigma setzen zunehmend auf eine Kombination beider Welten: Per Bluetooth und passender App koppelt sich das GPS-Gerät mit dem Smartphone. So erscheinen auch Tourenvorschläge von Komoot oder die Fitnessdaten von Strava im Handumdrehen auf dem eigenen GPS-Gerät. Hinzu kom- men weitere wichtige Funktionen wie die Übermittlung des eigenen Standorts, Nachrichtenübertragung und Notruf. Das bietet viel Komfort und ein nicht zu verachtendes Plus an Sicherheit – ist aber abhängig vom Mobilfunknetz. Die Stärken der GPS-Geräte bleiben unverändert: Sie sind robust, ausdauernd und ihre Displays gut lesbar. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, nicht nur für die große Radreise, sondern bereits für mehr- stündige Tagestouren ein GPS-Gerät am Lenker einzusetzen und das Smartphone geschützt in der Tasche zu behalten. Nicht zuletzt, weil eine Beschädigung oder gar der Verlust des Mobiltelefons und seiner Daten zunehmend zur Katastrophe wird – insbesondere unterwegs. Digitaler Rückspiegel und Radar Radarmodule am Rad gibt es inzwischen in verschiedenen Ausführungen – mit und ohne Rücklicht und sogar mit einer Dash-Kamera zur Unfallprotokollie- 32 A D F C R A D W E LT i l e n p A s p A l i , , t o o m o k m e h z t i o r F s a m o h T , h c s o B : s o t o F

Einblick Garmin eTrex Solar: Navigation ohne Hintergrundkarte, supergenau und extrem ausdauernd – bei aus reichend Sonne ist kein Nachladen nötig. Bosch setzt zunehmend auf Smartphone und Komoot: Das frühere Navi-Flaggschiff Nyon ist mit aktuellen Systemen nicht mehr kompatibel. sich von hinten nähern. Er hat zwar deutlich mehr Energiehunger als bekannte Radarsysteme, ist aber im Stadtverkehr mit der Flut von bewegten Objekten von Vorteil. Navigation ohne Nachladen Während die meisten Smart- phones schon nach wenigen Stunden Navigationsbetrieb nach neu- er Ladung lechzen, halten die meisten GPS-Geräte inzwischen mit einer Akkuladung weit mehr als einen Fahrtag durch – wobei sich vor allem die Displaybeleuchtung als Stromfresser bemerkbar macht. Garmin hat mit dem eTrex Solar ein kleines GPS-Handgerät vor- gestellt, das zwar schon durch sein kleines 2,2 Zoll-Monochromdis- play vergleichsweise wenig Strom braucht, aber mittels Solarmodul auch keine weitere Energiezufuhr benötigt – zumindest im Energie- sparmodus und bei mitteleuropäischer Sonneneinstrahlung. Vor al- lem zeigen energieeffizientere Chips hier ihre Wirkung: So hält das Schwestermodell Garmin eTrex SE – ohne Solarunterstützung – im Normalbetrieb schon fünf bis sechs Tage durch. Wechselakkus als Mignonzellen, die das eTrex SE noch besitzt, scheinen bei den klassi- schen Garmin-Handgeräten immer weniger zum Einsatz zu kommen. A D F C R A D W E LT 33 rung. Nähert sich ein schnelleres Fahrzeug, erscheint es als sich bewegendes Punktsymbol auf dem GPS-Gerätedisplay am Lenker. Das funktioniert außerorts erstaunlich gut, sogar mehrere hinter- einanderfahrende Fahrzeuge sind erkennbar. Radarmodule lassen sich sehr gut nachrüsten und sind systemübergreifend kompatibel – auch ein Garmin-Radar kann im Handumdrehen mit einem Sigma- oder Wahoo-GPS-Gerät verbunden werden. Der „digitale Rückspiegel“ der Firma Alps Alpine hingegen nutzt ebenfalls eine Rückwärts-Kamera, jedoch kein Radar. Seine KI-Soft- ware wertet die erkannten Motive permanent aus und warnt auf dem Smartphone am Lenker, ob und welche möglichen Gefahren Komoot-Touren erscheinen sofort auf dem Garmin-, Sigma- oder Wahoo-Gerät, auch bei GPS- Geräteherstellern und Multisport- uhren ist die Anbindung an Komoot inzwi- schen Standard. Der „digitale Rückspiegel“ RS 1000 von Alps Alpine mit KI-basierter Gefahren- erkennung und aktiver Warnung.

TECHNIK | Einblick Notrufe und kurze Textbotschaften senden Messengersysteme auch ohne Mobilfunknetz. Radar am Fahrrad warnt vor schnelleren Fahrzeugen. Bei hellem Sonnenlicht sind Smartphone-Displays oft GPS-Geräten unterlegen. Route 3.0 Vom Aller- bis zum Zusam-Radweg – fast jede Rad- route gibt es digital zum Download, meist als GPX-Datei. Weil sich viele Radfahrende zunehmend digital leiten lassen, sollten die GPX- Dateien auch den aktuellen Verlauf der Themenroute enthalten. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus, was sich oft erst unter- wegs zeigt: Die vermeintlich präzisen Daten unterscheiden sich nicht selten von der Beschilderung, führen in die falsche Richtung, verlaufen deutlich abseits der Route, enthalten nur Teilstücke von ihr, erscheinen mit einem anderen Namen auf dem GPS-Gerät oder lassen sich gar nicht erst öffnen. Der Deutsche Tourismusverband – in dem auch der ADFC ver- treten ist – hat unter dem Projektnamen „Route 3.0“ Qualitätskrite- rien für digitale Tourenvorschläge entwickelt und einfache Metho- den zur Prüfung aufgezeigt. So kann man sich mit der frei zugänglichen Internetseite „ShowGPX“ die GPX-Dateien auf einer digitalen Karte anzeigen lassen. Wer seine Touren selbst entwerfen i m e h z t i o r F s a m o h T , l o e o Z : s o t o F

Einblick Was enthält die GPX-Datei? Eine vorherige Prüfung schützt vor unliebsamen Über raschungen. Tagestour geplant mit nur wenigen Klicks: Beim BRouter-Web ist das möglich. möchte, kann dies auf der Internetseite „BRouter-Web“ tun, kosten- los und ohne Anmeldung, sogar mit Einblendung der beschilderten Rad- und Wanderouten. Willkommen im OpenStreetMap-Zeitalter Man könnte auch von einem Komoot-Zeitalter sprechen, denn laut ADFC- Radreiseanalyse nutzen über 75 Prozent derjenigen, die Apps wäh- rend der Radreise nutzen, die von Komoot. Die Beschilderung vor Ort bleibt wichtig, aber Radreisende greifen zunehmend auf digitale Kar- ten und die Navigation per Smartphone zurück. Der Komfort der Apps hat allerdings seine Tücken, denn die schnell berechneten Strecken führen nach wie vor noch zu oft an stark befahrenen Straßen entlang oder enden zuweilen auch vor verschlossenen Gattern. Wer aber seine Strecken am PC plant, ob auf Komoot, Outdooractive oder anderen Tourenportalen, kann die Erstberechnungen mit wenigen Mausklicks zu etwas längeren, aber dafür umso schöneren Touren umwandeln. OpenStreetMap stellt inzwischen die maßgebliche Datengrund- lage dar – nicht nur als Hintergrundkarte, sondern auch zur Stre- ckenberechnung. Folglich wirken sich Fehler in OpenStreetMap mehr oder weniger direkt auf die Ergebnisse von Komoot und Co. aus. Dabei machen sich weniger fehlende Wege bemerkbar, son- dern eher mangelnde Informationen über Streckensperrungen oder Hindernisse. Also: Mitmachen bei OpenStreetMap, denn Fehler kann man einfach über die Webseite www.openstreetmap.org mit- teilen. Thomas Froitzheim

DIALOG | BLICKWINKEL SOCIAL MEDIA-BLICKWINKEL Karin zum bewachten Fahrradparken In Rechberghausen beim Gartenmarkt macht das der ADFC Göppingen immer. Wir können völlig entspannt den Markt genießen und müssen uns keine Sorgen um unsere Räder machen. Und die Räder stehen auch nicht kreuz und quer im Weg rum. Robert zur Zimtstern-Aktion Tolle Aktion, vielen Dank! Hat mir bei dem Mistwetter gestern tatsächlich die Fahrt versüßt, als er mir unerwartet überreicht wurde. Und: Wer bei Rot nicht hielt, hat ihn verpasst 🙂 Christina zur StVG-Blockade Mit Kopfschütteln lese ich von der Blockade im Bundesrat! Diese Änderungen sind für die Mobilitätswende ein sinnvoller und wichtiger Beitrag. Bitte bleibt dran! Rad3de zur StVG-Blockade Das heutige Gesetz ist so alt und so veraltet, dass es DRINGEND einer Änderung bedarf. Die Zurückweisung des lange verhandelten Kom- promisses (!) im Bundesrat ist schlicht ein Desaster und absolut nicht nachvollziehbar. Nevarro zu den Haushaltskürzungen Die Gelbphase der Ampel ist auch nur bei der Verkehrsampel eine gute Idee! Reyko zur Newsletter-Anmeldung auf Bluesky Newsletter bestellt und auch gleich mal einen Mitgliedsantrag abgeschickt. War schon lange überfällig! Danke für eure Arbeit. Verkehrswen- de ist Handarbeit … 🙂 Angelika zur RADvolution Ja, die Aktionen sind oft toll. Ich habe es zumin- dest zu einer kleinen geschafft. Allerdings hat man im Alltag wieder denselben Frust wie vorher, weil in der Politik nichts passiert. Man weiß nicht, ob man schreien oder weinen soll die ganze Zeit. gravelwaerts zur Pressekonferenz „Verkehrswende braucht Zeitenwende“ Es muss sich etwas tun. Und dann liest du die Schlagzeilen aus Berlin, dass die 30er-Zonen wieder 50er-Zonen werden. Das macht was mit dir … 36 36 A D F C R A D W E LT A D F C R A D W E LT VON: Tania Campbell BETREFF: Touren+Tipps Berliner Industriekultur Immer wieder lese ich mit Begeisterung in der Radwelt, aber dieses Mal war vor allem das Timing für mich/uns perfekt. Wir sind zwi- schen den Jahren für ein paar Tage nach Berlin gefahren. Diesmal hat es sich doppelt gelohnt, weil wir durch den Tipp zu den Fahrrad- routen zur Industriekultur, von denen wir zwei geschafft haben, viel über Berlin gelernt und Ecken gesehen haben, die wir sonst nicht be- sucht hätten. Ich freue mich schon auf die Sternfahrt in Berlin im Juni, mal schauen, ob ich dann noch eine Tour zur Industriekultur schaffe. VON: Frank von Hagen BETREFF: StVG-Reform Da war die Redaktion wohl ein bisschen blauäugig, als der Artikel über die im Bundestag beschlossene Reform des StVG geschrie- ben wurde. Wir haben uns alle schon lange diese Reform und die Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger gewünscht. Ob- wohl es in Städten, Kommunen und Landkreisen fast überall als Verbesserung gesehen wurde, kam es doch wieder mal anders, als man gehofft hat. Da der Bundesrat hier mitstimmen muss, ha- ben die Länder wohl aus politischen Gründen gegen dieses Ge- setz gestimmt. Als ADFC-Mitglied konnte ich es aber fast nicht mit ansehen, wie dem total traurigen Autostraßenverkehrsminis- ter Volker Wissing danach die Tränen über die Wangen rollten. VON: Dieter Rödiger BETREFF: Irland und Zug Da ich selbst sehr viel in Irland mit dem Fahrrad unterwegs bin, habe ich den Artikel in der Radwelt 4.2023 mit Interesse gelesen. Im Kasten zur Anreise (auf Seite 36) steht: „Ab Galway zurück nach Dublin: Fahrradmitnahme ist kostenlos, aber besser vorher reservieren“. Das hört sich einfach an. Aber es ist oft sehr proble- matisch, denn – mit Ausnahme der meisten Züge nach Belfast und Cork – stehen in den anderen Intercity-Zügen maximal vier (nach Galway), aber meist nur zwei Plätze zur Verfügung. Diese sind fast immer ausgebucht, aber nicht immer belegt. Sodass die meisten Radfahrer einfach einsteigen, in der Hoffnung, dass einer der Plätze frei ist oder das Zugpersonal großzügig darüber hin- wegsieht, dass die Fahrräder irgendwo im Gang stehen – was zum Glück meist der Fall ist. AN DEN ADFC Über verschiedene Medien erreichen uns täglich wertvolle Anre- gungen und Kommentare zum ADFC oder zur Radwelt. Beachtet werden sie alle, auch wenn wir nicht alle beantworten können. Einen kleinen Teil können wir veröffentlichen, müssen aber oft kürzen, da- mit möglichst viele Menschen zu Wort kommen. ADFC, Mohrenstraße 69, 10117 Berlin, E-Mail: radwelt@adfc.de i k p e e r F : s o t o F

VON: Max Görner BETREFF: Durchgescheuerte Hosen Vielen Dank für das wunderbare Magazin. Meine Familie liest es mit großer Freude. [...] Leider habe ich mal wieder eine Hose entsorgen müssen, die im Schritt durchgescheuert ist. Das habe ich öfter. Wodurch wird das Phänomen hervorgerufen und wie lässt es sich vermeiden oder abmildern? Die Redaktion antwortet: Das Problem kennen sicherlich viele ADFC- Mitglieder. Baumwolle ist weniger belastbar als die meisten Kunstfa- sern, die Reibung und Zugbelastung besser aushalten als Jeans. Enge Jeans sind nicht auf die Sitzhaltung und die Pedalierbewegung ausgerichtet, daher werden sie zusätzlich zur Reibung auch auf Zug belastet, was den Verschleiß beschleunigt. Weite Jeans und solche mit einem Anteil elastischer Fasern halten normalerweise länger. Wer keine Fahrradbekleidung nutzen will, kann ausprobieren, ob ein Fahr- rad mit aufrechter Sitzposition wie ein Hollandrad und einen Sattel ohne Sattelnase die Reibung reduzieren. Manche schwören auf glatte Ledersättel, andere halten die scharfen Kanten der Ledersättel für kontraproduktiv. Die Sattelhöhe zu kontrollieren, kann ebenfalls hel- fen: Wenn der Sattel zu hoch eingestellt ist, kippt das Becken bei der Tretbewegung seitlich ab und erhöht die Reibung. Eine echte Lösung gegen Durchscheuern gibt es unserer Kennt- nis nach bislang nicht. Daher geben wir die Frage hiermit an alle weiter: Wer Tipps hat, kann uns gerne schreiben – per Mail oder über unsere Social Media-Kanäle. SCHILDERWALD r Ach wie gut, e h t n ü G s a e r d n A dass jede:r weiß, dass ich Frau Westermann heiß’ Kuriose Schilder gesucht Bei seltsamen oder unsinnigen Verkehrs schildern oder situationen Kamera zücken und die Bilder an radwelt@adfc.de schicken. Danke! Europa mit dem Rad entdecken! Jetzt erhältlich: Radkatalog 2024! Kostenlos anfordern! Auf die Räder, fertig, los! Telefon: 0 80 62 / 90 67 50 Web: www.berr-reisen.de 80335 München Bayerstraße 8 83022 Rosenheim Max-Josefs-Platz 4 83052 Bruckmühl Müller-zu-Bruck Str. 3 Marktplatz A D F C R A D W E LT A D F C R A D W E LT 37 37

Van Goghs Brabant Bemalte Van Gogh-Wand in Etten-Leur. Vincents Bistro in Etten-Leur. „Landschaftsgemälde“ auf dem Weg von Zundert nach Breda. Vincent van Gogh (1853–1890) wurde in Brabant geboren und hat die meiste Zeit seines Lebens in der Region gelebt und gearbeitet. Er liebte die Landschaft und fand hier Inspi- ration. Wir starten in Breda, der drittgrößten Stadt Brabants. In der prunkvollen „Grote Kerk“ war Vincent van Goghs Großvater Pfarrer. Sehenswert sind die Renaissance-Grabmäler, in denen die Ahnen der niederländischen Königsfamilie aus dem Hause Nassau bestattet wurden. Auch den Rundumblick über Stadt und Land vom etwa 60 Meter hohen Turm der großen Kirche sollte man unbedingt genießen. Unten auf dem Grote Markt herrscht reges Treiben: Fietsen (Fahrräder) flitzen vorbei. Es gibt kostenlose Fahrradparkhäuser; die Ampeln erkennen Radfah- rende und geben ihnen bevorzugt Grün. Knotenpunkte sind Wegweiser Auf van Goghs Spuren radeln wir von einem numme- rierten Knotenpunkt zum nächsten. Die Nummern der Knotenpunkte finden sich auf der Beschil- derung (grün oder rot auf weißem Grund) mit Kilometrierung zum nächstgrößeren Ort wieder; darunter ist das Logo des Van-Gogh-Radwegs angebracht. Die für die jeweilige Tagesetappe benötigten Knotenpunkt-Nummern könnte man sich einfach auf den Handrücken schreiben – und fertig. Landkarten oder GPS sind nicht nötig. Die erste Etappe führt uns zu De Santspuy, einem Spargel- und Weinhof. Auf 6.000 Quadratme- tern baut Eigentümer Gilbert Sweep Wein an. „Die ältesten Weinreben sind 25 Jahre alt. Damals sagten alle, ich sei verrückt und der Weinbau in den Niederlanden nicht möglich“, erzählt er und zeigt auf die Weine der Reben Riesling, Johanniter, Solaris und Sauvignon gris, die er verkauft. Außerdem werden auf dem Sandboden jedes Jahr 60 Tonnen Spargel geerntet. Auf der Blumen- wiese neben dem Blumen-Lehrpfad tummeln sich Bienen und Schmetterlinge. „Ich mache Land- wirtschaft wie mein Großvater“, sagt Gilbert. Darauf stoßen wir in der idyllischen Laube mit einem Gläschen an. Direkt an der Route gelegen, ist De Santspuy gut geeignet für eine Pause. Freiluftmuseum Ins Zentrum von Etten-Leur ist es nun nur noch ein Katzensprung. Hier begann Vincent seine Karriere als Künstler und richtete sich im leider nicht mehr existierenden Pfarrhaus sein erstes Zeichenatelier ein. In der Catharina-Kirche am Markt war sein Vater sieben Jahre lang Vikar. In dem auch Van-Gogh-Kirche genannten Bau befindet sich eine Ausstellung zum Leben des Künstlers sowie ein Modell des Pfarrhauses. Die bemalte Wand nebenan zeigt Replikas vieler seiner Werke im Freien. A D F C R A D W E LT 39 r e n h c r i K e j t n a w S / g n u b r e W d n e r T : g n u t i e b r a e b o t o F i , t h c e r b e W h t i d u J : s o t o F

REISEN | Van Goghs Brabant Über die Knotenpunkte 50 und 6 geht es zum mitten in einem Naturreservat gelegenen Menmoerhoeve, einem Gehöft mit Schmetterlingsgarten, Gemüsebeeten, Tieren, Campingplatz und Restaurant, in dem sozial benachteiligte Menschen arbeiten. Wir lassen uns das Essen aus lokalen und saisonalen Zutaten schmecken. Kurz danach lockt der Van-Gogh-Hiking-Trail zu einem Spaziergang durch das Naturreservat mit Wäldern, Mooren und Blumenwiesen. Abstecher zum Trappistenkloster Doch wir radeln wei- ter und machen einen Abstecher zum Trappistenkloster Maria Zu- flucht. Im Shop sprechen wir mit einem deutschen Geistlichen, der erzählt, dass viele wegen des besonderen Biers kommen, das hier gebraut wird. Trappistenbier darf sich ein Bier nur nennen, wenn es tatsächlich innerhalb der Mauern einer Trappistenabtei unter Aufsicht der Mönche gebraut wurde. Weltweit gebe es nur einige wenige dieser Brauereien, zwei davon in den Niederlanden. Das Bier muss probiert werden, und so bestellen wir uns im Biergarten des Restaurants „Het Anker“ eines der hiesigen Marke „Zundert Trappist“. Kleine, schnurgerade Landstraßen führen durch die flache Land- schaft. Ab und an teilt man sich die Straße mit Autos, aber der Seiten- streifen für Radfahrende ist immer markiert. Eine Straße führt nach Zundert und zum Vincent-Van-Gogh-Huis, an dessen Stelle früher das Pfarrhaus stand, in dem Vincent Willem am 30. März 1853 geboren wurde. Mithilfe des Audioguides kommen wir dem Künstler ganz nah. So erklärt uns van Goghs Bruder Theo, dass Vincent mit solcher Hin- gabe Zypressen malte, dass er die Zypresse „war“. Auch zeitgenössi- sche Weggefährten erzählen mehr von seinem Leben und Wirken. Einer behauptet, dass van Gogh auch etwas vom Kampf des Lebens habe ausdrücken wollen, wenn er Baumwurzeln gemalt habe. Für den jungen Vincent sollten die Natureindrücke der Brabanter Heidelandschaft prägend sein. Jahre später, als er in Südfrankreich lebte und sehr krank war, sah er die Heimat genau vor sich, wie er seinem geliebten Bruder Theo schrieb: „Jede Pflanze im Garten, die Umgebung, die Felder, die Nachbarn, den Friedhof, die Kirche, unse- ren Gemüsegarten dahinter – bis auf das Elsternnest in der hohen Akazie am Friedhof.“ Vincent in Zundert Vincents Vater war reformierter Prediger in Zundert. Die evangelische Familie lebte in einem damals sehr katholischen Land. In ganz Zundert kann man auf Van-Gogh- Spuren „wandeln“: Auf dem Platz vor der Kirche steht eine Skulptur, die die beiden Brüder Theo und Vincent einander innig zugewandt zeigt. Auf dem Friedhof ist das Grab seines älteren, totgeborenen Bruders erhalten. Vincent wurde auf den Tag genau ein Jahr später geboren und erhielt den gleichen Namen. Wie muss es gewesen sein, am Grab des toten Bruders zu stehen und mit diesem Namen und Ge- burtstag zu teilen? Van-Gogh-Radrouten Kompakt Information www.vangoghbrabant.com www.visitbrabant.com/de/was-unternehmen/ van-gogh-radtouren-und-wanderungen Karten und Literatur Dirk Sievers: Niederlande, Michael-Müller- Verlag, ISBN 9783956549373, 26,90 Euro 5 Karten zu den Van-Gogh-Radrouten: https://webshop.visitbrabant.com/fietsen/ van-gogh-fietsroutekaarten Van-Gogh-Radroute rund um Nuenen: www.visitbrabant.com/de/ routenubersicht/1167895158/ van-gogh-radtour-nuenen Van Gogh-Roosegaarde Radweg (leuchtet im Dunkeln): www.visitbrabant.com/de/lokationen/ 3816757317/van-gogh-roosegaarde-radweg Anreise In Zügen mit Fahrradmitnahme z. B. bis Breda: www.bahn.de 40 A D F C R A D W E LT

Van Goghs Brabant Im Museum erfahren wir, dass er ein Bewunderer Rembrandts war und stundenlang im Rijksmuseum in Amsterdam vor dessen Gemäl- den saß. „Vincent hatte eine Leidenschaft für das einfache Bauernle- ben und bildete dies in wundervollen Farben ab“, erklärt Jos. Rund 500 Werke schuf er in Nuenen, verkaufte aber nur eines. Die meisten schickte er an seinen Bruder Theo, der Kunsthändler in Paris war. Die Brüder schrieben sich regelmäßig. Also besuchen wir auch sein „Tor zur Welt“: das Haus des Briefträgers. 24 Orte in und um Nuenen erinnern daran, dass Vincent van Gogh hier von 1883 bis 1885 lebte. Sie sind durch Rad- und Spazierwege miteinander verbunden. Sie bringen uns, wie die ganzen Van-Gogh- Routen, den Künstler Vincent van Gogh und seine Liebe zu dieser Landschaft sehr nahe. Auch wenn er für die leuchtenden Gemälde aus seiner Zeit in der Provence berühmt ist, sehnte sich van Gogh immer nach Brabant und seiner Natur und Weite. Wir lassen den Blick schweifen und können diese Sehnsucht durchaus nachvoll- ziehen. Judith Weibrecht Van Gogh-Kirche in Etten-Leur. Vincent van Gogh: Bronzestatue in Zundert. A D F C R A D W E LT 41 Infotafeln und Knotenpunkte: Die Orientierung fällt in Brabant leicht. Der Van Gogh-Roosegaarde Radweg leuchtet in der Dunkelheit. Die Opwetten-Wassermühle malte van Gogh 1884. Heute ist sie ein Restaurant. Wir folgen dem Fluss Aa zurück nach Breda auf der Radroute „From Nassau to van Gogh“. Beim Anblick von Seerosen und Holz- brücken denken wir an einige Gemälde von ihm und nutzen ein Sofa mit Mosaiken zum Ausruhen. Tafeln informieren über die Radrou- ten sowie Flora, Fauna und Sehenswürdigkeiten der Region. Fahrradcafé in Eindhoven Mit Eindhoven haben wir die De- sign-Hauptstadt der Niederlande erreicht. Als Erstes fallen uns die bunten Glasfenster der neugotischen Sint Catharinakerk auf, die nach dem Vorbild der Kathedrale von Chartres erbaut wurde. Im Stedelijk van Abbemuseum findet man moderne Kunst, u. a. von Pablo Picasso und Marc Chagall. Uns begeistert das Café Cyclist, das mehr als nur ein Fahrradcafé ist. Im Inneren hängen eine große Sammlung von Radtrikots sowie Schilder von Radwegen und -zie- len in aller Welt. Radrennen werden auf einer großen Leinwand gezeigt. Im oberen Stockwerk befindet sich das Bert-Oosterbosch- Museum. Der Namensgeber gewann drei Etappen der Tour de France und wurde Bahn-Weltmeister. Auf dem kurzen Weg nach Nuenen passieren wir einige der Plätze, an denen Vincent van Gogh gerne die Pinsel schwang: Die Kollen Wassermühle (Collse Watermolen) an der Kleinen Dommel malte er 1884. Wenig später verewigte er die Opwetten-Wasser- mühle in Öl auf Leinwand in einem düsteren Gemälde, das nur durch silbrige Streifen am Himmel und im Wasser aufgehellt wird. Das größte Wasserrad der Niederlande wählte er auch immer wie- der als Motiv für Zeichnungen. In den Gebäuden befindet sich heu- te ein Restaurant – speisen in einem Gemälde van Goghs! Leuchtende Sternennacht Zwischen den beiden Mühlen radeln wir über den Van Gogh-Roosegaarde Radweg. Er ist inspiriert von van Goghs Gemälde „Sternennacht“ und leuchtet in der Dämme- rung. Der Effekt ist bezaubernd! Für den magischen Radweg wurde eigens eine innovative Technologie entwickelt, sodass der Weg in der Dämmerung von Tausenden funkelnden Steinchen beleuchtet wird. Sie wirken wie die Sterne am Himmel aus dem Bild von van Gogh. Im Stadtzentrum von Nuenen gesellen wir uns zu den Kartoffel- essern und schießen Fotos. Die ungewöhnliche Skulpturengruppe wurde nach dem Gemälde in 3D erstellt. Mit Guide Jos Verbunt ge- hen wir durch den Ort und zunächst ins Van-Gogh-Village-Museum. Jos erzählt, dass Vincent sein Meisterwerk „Die Kartoffelesser“ hier in Nuenen schuf. Nachdem das Werk fertig war, verließ Vincent van Gogh Brabant und änderte seinen Stil für immer. e d r a a g e s o o R o d u t S i i , t h c e r b e W h t i d u J : s o t o F

REISEN | Reisenotizen Kneipp-Kur in Eigenregie RADTOUREN UM BAD WÖRISHOFEN Die Kurstadt Bad Wörishofen hat ein 250 Kilometer umfassendes Radwegenetz. Knapp 27 Kilome- ter lang ist der Rundkurs „Rund um Bad Wörishofen“. Er startet am Kurhaus und führt durch Schlingen, Stockheim und Türkheim. Etliche Kneippanlagen laden zum Wassertreten und Armbaden ein, in Türk- heim sind sie in den barocken Schlossgarten eingebettet. Mit vielen Ladestationen, fahrradfreundlichen Gaststätten und Bett+Bike-Betrie- ben ist Bad Wörishofen gut gerüstet für Rad fahrende Gäste. Die Leidenschaft von Sebastian Kneipp für das Element Wasser spiegelt sich auch auf dem 32 Kilometer langen Glückseenweg wider. Der Rundkurs beginnt ebenfalls am Kurhaus und führt durch den Ort vorbei am Waldsee Richtung Irpisdorf. In Ingenried darf man sich auf ein sommerliches Naturbad in einem Weiher freuen und den Blick auf das Alpenpanorama genießen. Im Ort sind das Wassertretbecken und der Kräutergarten im alten Pfarrhof einen Besuch wert. Danach geht es nach Pforzen und weiter nach Rieden mit dem Ridmonument, einer turmartigen Marienkapelle von 1848. Am Frankenhofner und Bing- stetter See vorbei fährt man zum Irsinger Stausee und über die Gar- tenstadt zurück zum Kurhaus Bad Wörishofen. www.bad-woerishofen.de NEUER RADREISEFÜHRER An der blauen Mosel Klassiker – neu aufgelegt NEUER RADREISEKATALOG VON EUROBIKE Der aktuelle Katalog des Radreiseveranstalters Eurobike hat eine neue Aufteilung mit Rubriken wie Faszi- nation Alpenraum, Kulinarische Radreisen, Radeln am Wasser, Insel- & Küstenradeln oder Radreisen für Familien. Für weitere Infos lässt sich die überarbei- tete Internetseite www.eurobike.at aufrufen. Neu ist eine Radreise von Porto nach Lissabon am Atlantik entlang. Die achttägige Reise kann ab 989 Euro gebucht werden (Zeiträume 3.-23.3.24 und 3.-24.11.24). Zu den beliebten Klassikern zählen die Winzertour auf dem Mosel-Radweg oder der Loire- Radweg mit rund 400 Schlössern zwischen Orleans und Saint-Nazaire. Den Donau-Radweg von Passau bis Wien gibt es als 6-, 7-, 8- oder 12-Tagestour und als sportive 5-Tagestour. www.eurobike.at/de/radwege BIKELINE Der deutschsprachige Radtourenguide „Mosel-Saône-Rad- weg La Voie Bleue“ erschien Anfang 2024 in der Bikeline-Reihe des Esterbauer Verlags. Er bietet 63 detaillierte topografische Karten, 24 Stadt- und Ortspläne, genaue Streckenbeschreibungen, ein Über- nachtungsverzeichnis und Hinweise auf touristische Sehenswürdig- keiten sowie GPS-Tracks und Live-Updates online. Der Guide im Len- kertaschenformat hat eine Spiralbindung und kostet 17,90 Euro. Für deutschsprachige Radfahrerinnen und Radfahrer gibt es damit neben der Webseite de.lavoiebleue ein weiteres Hilfsmittel für eine einfache Planung einer Reise durch den Osten Frankreichs von Lu- xemburg nach Lyon. www.esterbauer.com 42 42 A D F C R A D W E LT A D F C R A D W E LT i n e s e r t r o p S h c s o r F , l d u m a h a M e m o o t r a B o t r e b o R / m o c o t o h p k c o t s . i , i e k b o r u E , g a l r e V r e u a b r e t s E , n e f o h s i r ö W d a B : s o t o F

Reisenotizen Reisen zwischen Geest und Ionischer Inselwelt MIT DER NEUEN RÜCKENWIND-APP SPAREN Der Rad- reiseveranstalter Rückenwind aus Oldenburg hat beson- ders viele neue Radreisen im Bereich Deutschland und Benelux im Angebot, wie die Tour „Von Münster nach Ams- terdam“ oder die Rundtour „Stadt.Land.Geest.“ durch das Oldenburger Münsterland und den Naturpark Wildeshau- ser Geest. Neu ist beispielsweise die Rad+Schiff-Tour „Auf den Spuren der niederländischen Hansestädte“ mit der MPS Liza Marleen. In „Die Heimat des Odysseus“ geht es ab Korfu mit einem restaurierten Holz-Motor-Segler durch die Ionische Inselwelt. Weitere Stationen sind Lefkas, Kefa- lonia, Ithaka, Meganisi und Paxos. Die Reiseunterlagen kann man sich nun optional auch per App „schicken“ lassen und dafür 20 Euro Rabatt bei der Buchung pro Zimmer erhalten. www.rueckenwind.de Enduro-Skills erlernen FROSCH-SPORTREISE FÜR FAMILIEN In Arosa in der Schweiz können Familien einen achttägigen Urlaub ver- bringen, bei dem sich alles um MTB-Enduros dreht. Das Jugendprogramm richtet sich an Teens zwischen 13 und 17 Jahren. Sie können (mit oder ohne Eltern) mit zertifizier- ten Coaches ihre Mountainbike-Techniken verbessern und die Trails im Bike Kingdom Park erkunden. Wer ein geeig- netes eigenes Bike hat, kann es nutzen. Wer keines hat, kann sich eines leihen. Der Sportclub Hohenfels liegt wun- derschön oberhalb des Ortes Arosa. Das übliche Sport- club-Programm kann während der Enduro-Spezialwochen ebenfalls genutzt werden. www.frosch-sportreisen.de

REISEN | Reisenotizen Schleifen und Sterne MOSEL-RADWEG IST ADFC-QUALITÄTSRADROUTE MIT VIER STERNEN Berühmte Weinlagen, mittelalterliche Weinorte, eindrucks- volle Burgen – der Mosel-Radweg führt auf 248 Kilometern in zehn Etappen an der Mosel entlang. Von Perl an der deutsch-französi- schen Grenze bis zum Deutschen Eck in Koblenz erwartet Radreisen- de hier eine der schönsten Wein- und Flusslandschaften Europas. Der Mosel-Radweg gehört seit Jahren zu den beliebtesten Rad- fernwegen in Deutschland. Kein Wunder, denn er ist hervorragend ausgeschilderte und hat eine gute und sichere Infrastruktur. Mosel- orte wie Bernkastel-Kues, Cochem oder Traben-Trarbach bieten etwa 100 fahrradfreundliche Bett+Bike-Unterkünfte, zudem viele Verleih- und Ladestationen, Fahrradgaragen und Haltestellen spe- zieller Rad-Busse. Jetzt wurde der Mosel-Radweg erstmals vom ADFC als 4-Sterne-Qualitätsroute ausgezeichnet. Die Urkundenver- leihung findet im Rahmen der Internationalen Tourismusmesse ITB im März 2024 in Berlin statt. Hörgenuss bieten die 40 Stationen der Audiotour „Lauschpunkte am Mosel-Radweg“. Sie unterhalten mit kurzweiligen Geschichten und öffnen den Blick für Landschaft und Sehenswertes. Einfach he- runterladen und offline hören. Unterwegs zeigt das „Pling“ des Smartsphones an, wenn ein neuer Lauschpunkt erreicht ist. Weitere Infos und die Broschüre „Meine Radreise. #moselrad- weg“ mit Tipps und Infos für die individuelle Planung gibt es bei der Mosellandtouristik GmbH, Tel.: 06531/973 30, E-Mail: info@mosel- landtouristik.de und www.visitmosel.de. Mehr auch auf www.adfc-radtourismus.de. Die Landpartie im Süden Englands GARTEN-RADREISE Landpartie Radeln und Reisen hat neue Radreisen im Programm, wie eine geführte Tour in die Provence und den Luberon ohne Hotel- wechsel, eine achttägige E-Bike-Reise durch Irlands wilden Norden oder eine Gar- ten-Radreise über rund 300 Kilometer durch Südengland mit den weißen Klippen Dovers im Norden, dem New Forest im Westen und der Isle of Wight im Süden. In die romantische Landschaft mit Heideflä- chen, Feldern und Hecken fügt sich das tra- ditionelle englische Landleben mit Rosen- garten, Cricket und Teatime bestens ein. Termine: 16.–24.6., 14.–22.7., 2.–10.8.; die neuntägige Reise lässt sich ab 3.290 Euro pro Person buchen. www.dielandpartie.de 44 44 A D F C R A D W E LT A D F C R A D W E LT g a l r e V A V B , i i a n z e r e B a n b a S / m o c o t o h p k c o t s . i , s r u o T s u t s u g u A , e i t r a p d n a L e D i , H b m G k i t s i r u o t d n a l l e s o M / z t e K k n m o D i i , H b m G k i t s i r u o t d n a l l e s o M / / h c s m e S . M : s o t o F

Reisenotizen Von Waren nach Potsdam RADREISE DES JAHRES VON AUGUSTUS TOURS Durch historische Altstädte sowie idyl- lische Wald- und Seenlandschaften führt die Radreise des Jahres von Augustus Tours: Start ist in Waren an der Müritz, dann geht es auf dem Havelradweg bis nach Potsdam. Der Rad- weg verläuft größtenteils auf ebener Strecke durch die wald- und seenreiche Landschaft mit Stationen wie Fürstenberg an der Havel, Zehdenick mit seinem Ziegeleipark, Oranienburg, Berlin-Spandau und Potsdam mit seinen Schlössern und dem Holländer-Viertel. Die sechs- tägige Reise kann vom 1. April bis 31. Oktober ab zwei Personen ab 719 Euro gebucht werden. Der neue Augustus Tours-Katalog hat Reisemagazin-Charakter. Durchblättern und Her- unterladen lässt er sich auf www.augustus-tours.de. Aktuelle Neuerscheinungen ADFC-RADKARTEN UND ADFC-RADREISE FÜHRER In der 14. Auflage erscheint die ADFC-Radtourenkarte Nr. 19 Saarland/Mosel mit neuem, erweiterten Blattschnitt (ISBN 9783969901885) für 11,95 Euro. Die ADFC-Regional- karte Weserbergland (ISBN 9783969901908) ist ebenfalls neu aufgelegt und kostet 10,95 Euro. Der ADFC-Radreise- führer Elberadweg Nord (ISBN 9783870737887) kam als überarbeitete Neuauflage im Februar 2024 heraus. www.fahrrad-buecher-karten.de A D F C R A D W E LT 45

REISEN | Reisenotizen Ein Strauß an Möglichkeiten: Gartentouren RADTOUREN FÜR GARTENFANS REISETICKER 2024 feiert Potsdam den 150. Geburtstag von Karl Foerster mit vielen Terminen. Die ersten Frühjahrsblüten zeigen sich und spätestens zur Obstbaumblüte gibt es kein Halten mehr. Dann lautet die Devise: Ab nach draußen! Schöne Gärten lassen sich auf vielen Radtouren in ganz Deutschland entdecken. Überraschen dürfte die 15 Kilometer lange Tour „Garten-Paradies“ zwischen den Häuserblöcken in Berlins Stadtteilen Marzahn und Hellersdorf. Zu sehen sind ein Naschgarten, ein Bienen- lehrgarten, ein Gutsgarten und Urban-Gardening-Flächen. tinyurl.com/Radwelt-Gartenparadies +++ Zwischen Pückler, Lenné und Foerster Die Potsdamer Kulturlandschaft wurde von Architek- ten und Gartenkünstlern wie Fürst Pückler oder Peter Joseph Lenné geprägt. Für Staudenfans sind die (Lehr-)Gärten von Karl Foerster in Pots- dam-Bornim ein Muss. tinyurl.com/Radwelt-Potsdams-Gaerten Gartenvielfalt im Münsterland Die Gartenroute Münsterland darf bei den Gartentouren natürlich nicht fehlen. Sie steht für einen Mix aus Bewegung, Entspan- nung, Natur und kreativer Gartenvielfalt. In- formationen und Touren bietet die Internet- seite www.gartenroute-muensterland.de. Außerdem gibt es einen 2023 erschienenen Radreiseführer, der die Radtouren und die sehenswerten privaten und öffentlichen Gär- ten beschreibt: Landschafts- und Schloss- gärten, Bauern- und Apothekengärten, Wild- blumen und mehr. Die Touren mit GPX-Daten lassen sich herunterladen. Das Buch „Gren- zenloses Gartenradeln: Unterwegs im Müns- terland und im Achterhoek“ hat die ISBN 978-3837525380 und kostet 18,95 Euro. +++ Obstgarten-Idylle Von Potsdam ist es nicht weit bis ins Obstbaum-Paradies Werder an der Ha- vel. Das 145. Baumblütenfest (27.4. bis 5.5.) lockt die Menschen in die Obstgärten und auf die Plan- tagen sowie in die Altstadt. Inspiration zu vielen Touren rund um Werder gibt es beispielsweise bei Komoot. tinyurl.com/Radwelt-Werder 46 46 A D F C R A D W E LT A D F C R A D W E LT

Reisenotizen Biosphäre Bliesgau und die Gärten der Geschichte „Gärten mit Geschichte“ lassen sich auf dem gleichnamigen Rund- kurs im Saarpfalz-Kreis entdecken. Die Tour führt über die Höhen der Biosphäre Bliesgau ins Mandelbachtal nach Wittersheim. Für das Kulturlandschaftszentrum Haus Lochfeld gibt es eine App-basierte Lauschtour. Nach der Bagatelle Assweiler und dem Europäischen Kulturpark Bliesbrick-Reinheim mit Ausgrabungen einer gallo-römi- schen Siedlung folgt die letzte Etappe auf dem Glan-Blies-Radweg zum Biosphärengarten Mimbach. Die Tour beginnt und endet am Bahnhof St. Ingbert. tinyurl.com/Radwelt-Gaerten-mit-Geschichte REISETICKER +++ Stelldichein am Bodensee Auch die Boden- see-Region ist für ihre Gärten bekannt. Dank der GartenRendevous-Touren lassen sich viele, auch private Garten-Highlights entdecken. Die Broschü- re „Grenzenloses GartenRendezvous am westli- chen Bodensee“ erscheint jährlich neu und soll im Frühjahr 2024 wieder verfügbar sein. tinyurl.com/Radwelt-Gartenrendezvous Fürstliches Gartenreich Reichlich Garten bietet auch das Weltkulturerbe Gartenreich Dessau-Wörlitz. Die Gartenreich-Tour „Fürst Franz“ zeigt romantische Schlösser und Parkanlagen, wie den klassizistischen Landsitz der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau mit engli- schem Landschaftsgarten, das Schloss Wörlitz, das barocke Schloss- und Park- ensemble in Oranienbaum oder das Rokoko-Schloss und Park Mosigkau. tinyurl.com/Radwelt-Garten-Fuerst-Franz +++ Gartenreisen gibt es nicht nur in England Für alle, die gerne im Urlaub Rad fahren und Gärten besuchen möchten, hat Pflanzen Kölle jährlich Garten-Radreisen im Angebot, bei denen sich die Gartenpforten teilweise sogar exklusiv öffnen. Die Radreisen führen 2024 ins Ammerland (20.–25.4.; 30.6.–5.7.), nach Schwerin (2.–7.6.) und Potsdam (19.–24.7.), in die Lüneburger Heide (16.–21.6.) sowie nach Neuburg an der Donau (23.–28.6.) und ins Gartenreich Dessau-Wörlitz (21.–26.7.). Mehr Infos und Buchung: tinyurl.com/Radwelt-Garten-Radreisen A D F C R A D W E LT A D F C R A D W E LT 47 47

REISEN | Touren+Tipps RUNDWEGE IN MECKLENBURG- VORPOMMERN „WIR LEBEN DA, WO NIEMALS EBBE IST …“ (Feine Sahne Fischfilet) Zwischen zehn bis dreißig Zentimeter, mehr bewegt sich die Ostsee nicht. Kaum genug, um von Gezeiten zu sprechen, und weit beschaulicher als die Nordsee. Das Land Mäkelborg-Vörpommern (platt- deutsch) ist flach bis hügelig und ge- prägt durch die spektakuläre Ostsee- küste mit Buchten und der Vorpommerschen Bodden- und Haffküste. Mehr als 2.000 Seen sowie Flüsse und Kanäle mit einer Gesamtlänge von über 26.000 Kilometern durchziehen das Land. Es ist das am dünnsten besiedelte Bundesland. Es grenzt im Norden an die Ostsee, im Westen an Schleswig-Holstein und Niedersachsen, im Süden an Brandenburg und im Osten an das Nachbarland Polen. d n a r g e L / V M T , n n a m u e N / V M T , i n n a m e T / V M T , e d n ü m r e k c e U d a b e e S t d a t S , r e n d n u r G / V M T : s o t o F Stettiner Haff-Rundweg Zwei Länder – eine Lagune: Das Stettiner Haff, polnisch Zalew Szczeciński, ist die zweitgröß- te Lagune der Ostsee. Von der Landseite aus fließen Peene, Zarow, Uecker, Gowienica und bei Szczecin (Stettin) die Oder in das Haff. Die Verbindung zwischen Haff und Ostsee bilden um die Inseln Usedom und Wollin herum die Meeresarme Dziwna, Swine und der Peenestrom. 310 Kilometer um das Stettiner Haff führt der grenzüberschreitende Rundweg. Ausgangs- punkt ist das Seebad Ueckermünde. Weißer, feiner Sand und seichtes Wasser laden zum Baden und Relaxen ein. Von der Hansestadt Anklam geht es über die Zecheriner Klappbrücke auf die Insel Usedom zum Kaiserbad Ahlbeck. Gleich hinter der Grenze liegt an der Mündung der Swina die Hafenstadt Świnoujście. Die kostenlose Stadtfähre setzt auf die Halbinsel Wollin über. Bis Międzyzdroje verläuft die Route küstennah und biegt dann ins Landesinnere ab. Durch den Nationalpark mit dem Türkissee bei Wapnica führt die Strecke zurück ans Stet- tiner Haff und zur ehemaligen Wikingerstadt Wollin. Der südliche Teil des Stettiner Haffs ge- hört mit seiner Uferregion zum Ballungsraum der Metropole Szczecin. Sehenswert sind histo- rische Bauten wie das Greifenschloss und die Jakobskathedrale. Auf dem Weg zurück nach Ueckermünde schmiegen sich urige Fischerdörfer an die Strände und das „Waldmeer“. 48 A D F C R A D W E LT

Touren+Tipps Trebeltal-Rundweg Die Trebel ist ein etwa 70 Kilometer langer Fluss, der bei Grimmen entspringt und bei Demmin in die Peene mün- det. Auf ihrem Weg mäandert die Trebel durch renatu- rierte Moorgebiete und verläuft sich in wasserreiche Seitenarme. Der 120 Kilometer lange Trebel-Rundweg begleitet sie durch sonnige Felder und schattige Wälder. Ausgangspunkt ist Demmin im Dreistromland von Trebel, Peene und Tollense. Die Hansestadt zählt zu den ältesten Orten Pommerns. Die Strecke über Gnoien nach Tribsees führt durch zwei urige Waldgebiete und bietet Einblick in Flora und Fauna des Trebeltals. Gnoien liegt in einer Flussschlinge der Warbel, einem weiteren Nebenfluss der Trebel. Durch das Mühlentor führt die Route in den historischen Stadtkern Tribsees, der durch das Steintor wieder verlassen wird. Das angrenzende Naturschutzgebiet Trebeltal bietet mit seinen 835 Hek- tar Mops- und Teichfledermaus, Biber und Fischotter sowie Wespenbussard, Waldwasserläufer und Wald- schnepfe ein Zuhause. Über Grimmen erreicht die Tour das Wahrzeichen von Nehringen, die 1911 aus Eichenholz erbaute Klappbrücke. Es lohnt sich, zur Vogelflugzeit die umliegenden Biotope zu erkunden, da hier Scharen von Kranichen, Bläss- und Nonnengänsen, Krickenten und Große Brachvögel zu se- hen sind. Der Woldeforst spendet auf den letzten Kilometern bis Demmin kühlenden Schatten. Elbetal-Schaalsee-Rundweg Das Biosphärenband Schaalsee-Elbe besteht aus den beiden UNESCO-Biosphärenreservaten Schaalsee und Flusslandschaft Elbe. Das Biosphärenreservat Schaal- see liegt zwischen den Ballungszentren Hamburg, Lübeck und Schwerin. Den Mittelpunkt des 310 Quad- ratkilometer großen Schutzgebietes bildet der Schaal- see, dessen Ostufer sich bis 1989 im Grenzgebiet der DDR befand. So konnte sich eine besondere Naturland- schaft mit Bruchwäldern, Mooren, zahlreichen Seen und Kleingewässern entwickeln. In Ludwigslust, dem Versailles des Nordens, startet die 380 Kilometer lange Runde. „Lulu“ ist mit seinem Ensemble rund um das klassizistische Schloss einzig- artig in Norddeutschland. Zwischen den kleinen Hafen- städten Dömitz und Boizenburg lässt sich das Elb- stromtal mit seinen zahlreichen Nebenflüssen, steilen Elbuferhängen und sandigen Binnendünen in seiner ganzen Breite erfahren. Großvogelarten wie Schwarz- storch, Seeadler und Uhu brüten hier. Biber und Fisch- otter siedeln sich wieder an. Etwa 30 Kilometer weiter liegt Zarrentin, mit seinem 1246 gegründeten Zister- zienserkloster. Das Informationszentrum Pahlhuus klärt über die Vielfalt und den Artenreichtum des Schaalsees auf. In Schlagsdorf gibt das Grenzhus Ein- blicke in die Geschichte der innerdeutschen Grenze. Die wuchtige Backsteinkirche von Schönberg begrüßt ihre Gäste schon von Weitem. Sanfte Hügel, Wald- und Feldwege: Wer etwas Stadttrubel möchte, macht von Wittenförde aus einen Abstecher nach Schwerin. Süd- westlich der Landeshauptstadt geht es abgeschieden weiter durch Kleinstädte, Dörfer und schattige Wälder. Brohmer Berge/Randowtal-Rundweg Mächtige Gletscher schoben sich während der Eiszeiten über Norddeutschland und hinterließen eine formenreiche Landschaft. Die Brohmer Berge sind ein rund 6.500 Hektar großer Endmoränenzug im Südosten Mecklenburg-Vorpommerns. Knapp zwölf Kilo- meter südlich befinden sich die Helpter Berge, die mit 179 Metern die höchste Erhebung im Geopark Mecklenburgische Eiszeit- landschaft sind. Die rund 200 Kilometer des Brohmer Berge/Randowtal-Rundwegs sind mit Hügeln, Tälern und klaren Seen der perfekte Ausgleich zur sonst eher flachen Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Von Pasewalk geht es über den unweit von Klein-Luckow gelegenen Schanzenberg mit einer alten slawischen Wallanlage aus dem 7. Jahrhundert nach Strasburg und in die Windmühlenstadt Woldegk. Hinter der Mühlenstadt ragen die Helpter Berge hervor, die die Route bis Mildenitz begleiten. Am Bergfuß im Garten von Schloss Rattey gedeihen rund 20.000 Rebstöcke. Wer Abkühlung braucht, nimmt ein Bad im Brohmer Stausee. Der Findlingsgarten von Schwichtenberg hilft mit informativen Schautafeln die Eiszeitlandschaft besser zu begreifen, Nachbildungen von Großsteingräbern und Steinkreisen sind inklusive. Die Strecke verläuft durch Dörfer, Wiesen und Wälder nach Torgelow. Im dortigen Freilichtmuseum Ukranenland wurde eine slawische Handels- und Handwerkersiedlung re- konstruiert. Die letzte Etappe führt durch die Ueckermünder Heide vorbei am Latzigsee und Koblentzer See zurück nach Pasewalk. A D F C R A D W E LT 49

DIALOG | Rätsel Die Lösung aus Radwelt 4.23: Irland Gewonnen haben Laura Heinlein aus 84489 Regensburg, Simone Kuttig aus 31855 Aerzen und Alexander Thieme aus 49078 Osnabrück. Herzlichen Glückwunsch! L E S T Ä R S A D 9 RR R G 1 C C C C N S 2 P R R O B E F H 4 T 6 U U T A 7 8 L U U U HALLO, LIEBE RAD- UND RÄTSELFANS! Da bin ich wieder. Der März ist gekommen, die Radler:innen schwärmen aus. Und damit das sicher gelingt, müsst ihr auf unser Lösungswort achten. Das ist, wie so vieles, eine reine Einstellungssache. Ich wünsche euch einen wundervollen Frühling! Radelt, was das Zeug hält und bringt die Ketten zum Glühen! 3 N Wir sehen uns! Euer Gerd 5 R R A N H E E I 1. anderes Wort für Fahrradklingel 2. enorme Platzverbraucher 3. leichtes Baumaterial für Räder 4. anderes Wort für Kilometerzähler 5. anderes Wort für Fahrradmantel 6. Alternative zur Fahrradkette 7. mehr als Zweiräder 8. braucht Druck 9. Da hängt der Lenker dran. DER GEWINN Wir verlosen ein Laufrad von Affenzahn inklusive Lenkertasche und Helm im Wert von insgesamt 294,97 €! Mit Affenzahn auf Entdeckungstour Ob fürs ergonomische Cruisen durch die City oder für Entdeckertouren auf Waldwegen – mit dem Laufrad von Affenzahn wird der nächste Ausflug zum tier ischen Abenteuer. Der tiefe Ein- und Ausstieg des Laufrads, der breite Lenker und das größere Vorderrad sorgen für eine aufrechte Sitzposition, mehr Stabilität und Laufruhe. Der ergonomische Rahmen ist aus 100 Prozent recyclingfähigem Material und wurde im Spritzgussverfahren in Deutschland gefertigt. Das Ver- fahren macht den Rahmen stabil. Das Reifenprofil hinterlässt eine Affenzahn- Spur – so wissen die Kids genau, wo sie langgefahren sind. Neu ist der zum Laufrad passende Helm: Er hat ein integriertes Rücklicht, Reflektorstreifen, Insektenschutz, Aufprallschutz und mehr. Das Affenzahn- Laufrad eignet sich für Kinder ab zwei Jahren und kostet 199,99 Euro. Der Helm ist in den Größen S und M für 69,99 Euro und die Lenkertasche für 24,99 Euro erhältlich. Laufrad und Helm gibt es in den vier Designs Einhorn, Tiger, Hai und Panther; die Lenkertasche kommt im passenden Design. Bei Einsendung der Lösung bitte gewünschtes Design und Helmgröße angeben. Mehr Infos und weiteres Zubehör: www.affenzahn.com/de/kinderfahrzeuge Einsendeschluss 8. April 2024 Die Lösung geht mit Namen und Adresse an : ADFC Radwelt, Mohrenstraße 69, 10117 Berlin oder per E-Mail an: raetsel@adfc.de. 50 A D F C R A D W E LT TEILNAHMEBEDINGUNGEN Teilnahme ab 16 Jahren, ausgenommen sind hauptamtlich Mitarbeitende des ADFC. Teilnahme über Gewinnspiel-Agenturen oder sonstige Dritte, die Teilnehmende bei einer Vielzahl von Gewinnspielen anmelden, ist ausgeschlossen. Der Gewinn wird unter allen Teilnehmenden mit der richtigen Antwort ausgelost. r e l l e t s r e H , t a v i r p : s o t o F 8911057116324

Impressum Herausgeber Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V., Mitglied im Europäischen Radfahrer verband ECF, verantwort lich: Frank Masurat, Bundesvorstand, Mohrenstr. 69, 10117 Berlin E-Mail: kontakt@adfc.de Chefredaktion Alexandra Kirsch Redaktion René Filippek, Susann Hocke An den Ausgaben wirken mit Peter Barzel, Norbert Eisele-Hein, Gerd Hasenjäger, Barbara Lücke, Frauke Maack, Judith Weibrecht Redaktionsanschrift ADFC Mohrenstraße 69, 10117 Berlin Tel.: 030/20 91 49 80 Fax: 030/209 14 98 55 E-Mail: radwelt@adfc.de Verlag Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel Tel.: 0561/602 80-0 Fax: 0561/602 80-222 E-Mail: info@ddm.de Seiten auf Recycling-Papier gedruckt. Anzeigen Munich Media Service Eversbuschstr. 141 b, 80999 München www.munich-media-service.de Anzeigenleitung: Marcus Tütsch Tel.: 089/94 53 96 61 E-Mail: marcus@munich-media-service.de Anzeigenberatung und -verkauf: Evelin Tütsch Tel.: 089/444 43 72 70 E-Mail: evelin.tuetsch@munich-media-service.de Für Inhalt und Gestaltung der Werbeanzeigen ist jeweils der Werbende verantwortlich, ebenso wie für verlinkte oder beworbene Webseiten. Gleiches gilt für QR-Codes und die durch sie erreichbaren Medien und Informationen. Grafik TREND Werbung Ernst Blumrodt, Swantje Kirchner-Blumrodt Kartografie IDSKG Kartographie & Grafik, Iris D. Kolz, www.idskg.de Titel ADFC/Dirk Deckbar Bezug Die Radwelt erscheint viermal im Jahr und ist im ADFC-Mitgliedsbeitrag enthalten. Nachbestellungen bitte beim ADFC (Adresse s. o.) Druckauflage 109.538, 4. Quartal 2023 Nachdruck von Beiträgen und Abbildungen nur mit Genehmigung des ADFC, ISSN 1438-4612 Bundesausgabe, ISSN 1617-092x Ausgabe Hamburg Der Ausgabe sind Beilagen von Personal Shop und Walbusch sowie Teilbeilagen von Plan International beigefügt. IN DER NÄCHSTEN AUSGABE AB 1.6.2024 Vorschau AUSPROBIERT Reiseräder sind eine besondere Fahr- radkategorie – sie transportieren nicht nur das Urlaubsgepäck, sondern auch reichlich Erinnerungen. Damit sich das emotionale Verhältnis ungetrübt entwi- ckeln kann, haben wir uns angeschaut, was ein Reiserad können muss und was zusätzlich wünschenswert ist. MOBILITÄT VON KINDERN Radfahren lernen ist ein komplexes Thema. Irgendwann stehen alle Eltern vor einem Berg an Fragen: Wie lernt mein Kind Radfahren? Wann darf es fahren und wo? Was müssen wir beachten und wie können wir unser Kind sinnvoll unterstützen? Wozu ist mein Kinder ab welchem Alter in der Lage? Wir geben Antworten. ELSASS MIT SCHLEIFEN Judith Weibrecht hat die Véloroute du Vignoble und ihre Boucles getestet, also die vielen klei- nen Schleifen und Nebenstrecken, die die Viel- falt des Elsass zeigen: Burgen, Sehenswürdig- keiten, viele Erfindungen, die man sich im Elsass zuschreibt, die Weinberge und kulinarischen Freuden sowie gut ausgebaute Radrouten. +++ AKTUELL +++ DIGITAL +++ EXKLUSIV +++ DER NÄCHSTE NEWSLETTER KOMMT IM APRIL! Der ADFC informiert seine Mitglieder regelmäßig und kostenlos per Newsletter. Haupt-, Familien- und Haushaltsmitglieder können ihn über ihre eigene E-Mail-Adresse beziehen: www.adfc.de/mailadresse. Fahrrad-Interessierte und Menschen, die mehr über den ADFC wissen wollen, bestel- len ihn über: www.adfc.de/newsletter. E-PAPER DER RADWELT sind im Mitgliederbereich auf www.adfc.de/login archiviert. Wer die Radwelt lieber als E-Paper erhalten möchte, kann hier wechseln und erhält den Link zur aktuellen Ausgabe per E-Mail: www.adfc.de/e-paper. A D F C R A D W E LT 51 i t h c e r b e W h t i d u J , t a v i r p , i L _ a k n e r e B / m o c o t o h p k c o t s I : . s o t o F